Trotz Handelskonflikt: Analyst traut Europa viel zu
Dem Zollangriff hat Europa bislang überraschend gut getrotzt. Dazu haben geld- und fiskalpolitische Unterstützung entscheidend beigetragen. Bei Franklin Templeton ist man auch langfristig zuversichtlich für Europa.
Kurzfristig hätten die eskalierenden Handelsspannungen mit den USA und die Zollunsicherheiten die Wachstumsprognosen im Euroraum nach unten gedrückt, sagt Gautam Soundararajan, Research-Analyst beim Franklin-Templeton-Manager Brandywine Global. Langfristig aber sorge die zunehmend unterstützende Geld- und Fiskalpolitik für eine nachhaltige wirtschaftliche Expansion.
Trotz der erheblichen Gefahr von Zöllen und einer starken Aufwertung des Euro habe die Region eine überraschende wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit gezeigt, so Soundararajan. Als Beispiel nennt er den Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone, der auf den höchsten Stand seit drei Jahren gestiegen ist: "Diese unerwartete Entwicklung deutet zumindest vorerst darauf hin, dass wachstumsfördernde Kräfte, darunter geldpolitische Lockerungen und fiskalische Anreize, die negativen Auswirkungen der Zölle erfolgreich überwunden haben."
Handel und Zölle: Größte Unsicherheit überwunden
Weitgehend abgehakt ist seiner Meinung nach das Zollthema. Die Bedingungen des Handelsabkommens zwischen den USA und der EU ähnelten denen zwischen den USA und anderen Ländern wie Japan und Großbritannien: "Auch wenn die Details zur Umsetzung noch unklar sind, scheint die größte Unsicherheit überwunden zu sein." Ungeachtet der Risiken für die Realwirtschaft durch Zölle sehen die Märkte seiner Einschätzung nach offenbar über den Lärm hinweg, was auch die Aktienkursentwicklung nahelege.
Die Kombination aus geld- und fiskalpolitischen Lockerungsmaßnahmen stelle dagegen die bedeutendste Konjunkturmaßnahme seit der Staatsschuldenkrise dar und schaffe die Grundlage für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum weit über die aktuellen zyklischen Belastungen hinaus. "Die EZB hat einen der aggressivsten Zinssenkungszyklen in den Industrieländern eingeleitet und den Leitzins innerhalb des letzten Jahres um 200 Basispunkte auf zwei Prozent gesenkt", so der Analyst. Die EZB dürfte sich zwar dem Ende ihres Zinssenkungszyklus nähern, doch es dauere einige Zeit, bis sich die vergangenen Zinssenkungen voll in der Realwirtschaft niederschlagen.
Struktureller Fortschritt schafft Wachstumspotenzial
Das Bekenntnis der EZB zur Wachstumsförderung und die beispiellosen Ausgaben in Europa stellen seiner Ansicht nach dauerhafte politische Veränderungen dar, die kumulative wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen dürften, die weit über die aktuellen Handelsprobleme hinausgehen. (jh)




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