Seit Anfang August haben Chinas Aktienmärkte rund 1,2 Billionen US-Dollar an Wert zugelegt. Nun erwägt die Finanzaufsicht nach Insider-Informationen Eingriffe, um die Rally zu dämpfen und Kleinanleger vor hohen Verlusten zu schützen.

Zu den Vorschlägen, die der Führung vorgelegt wurden, zählt eine teilweise Aufhebung von Beschränkungen für Leerverkäufe. Außerdem könnten Maßnahmen folgen, um spekulativen Handel einzudämmen. Hintergrund ist die Sorge, dass eine abrupte Gegenbewegung gerade Privatanleger hart treffen könnte.

Crash-Trauma von 2015
Der Börsencrash von 2015 sitzt tief. Damals verloren Millionen Anleger in kurzer Zeit große Teile ihrer Ersparnisse. Diesmal wollen die Verantwortlichen stabilere Zuwächse schaffen, um Konjunktur und Konsum zu stärken.

CSRC-Chef Wu Qing versprach Ende August in Peking, für stabile Märkte zu sorgen. Er kündigte an, das "positive Momentum" zu festigen und zugleich "langfristiges, werthaltiges und rationales Investieren" zu fördern.

Noch ist offen, ob die diskutierten Schritte tatsächlich genehmigt oder umgesetzt werden. Auf eine Anfrage von "Bloomberg" reagierte die Wertpapieraufsicht CSRC nicht.

Märkte auf Rekordniveau
Seit April haben die chinesischen Börsen kräftig zugelegt: Die wichtigsten Indizes stiegen um mehr als 20 Prozent. Der Shanghai Composite markierte ein Zehnjahreshoch, der CSI 300 liegt über 20 Prozent über seinem Jahrestief. Am Donnerstag (4.9.) fielen beide Indizes jedoch um mehr als einen Prozent, auch der Offshore-Yuan schwächte sich ab.

Während die chinesischen Märkte global hinterherhinken, zeigen sich in dem 12,5-Billionen-Dollar-Markt Überhitzungstendenzen. Wirtschaftliche Belastungen und mögliche neue US-Zölle erhöhen den Handlungsdruck auf die Aufseher.

Warnung vor Kleinanleger-Boom
"Es gibt wachsende Unruhe über die dramatischen Ausschläge bei den Aktivitäten von Kleinanlegern, sei es beim Margin Trading oder bei der Eröffnung neuer Konten", sagte Homin Lee, Makrostratege bei Lombard Odier. "Es wäre keine Überraschung, wenn die Behörden eingreifen, indem sie institutionellen Investoren teilweise wieder Short-Positionen erlauben und zugleich Online-Plattformen ins Visier nehmen, die Kleinanlegerhandel erleichtern."

Banken unter Beobachtung
Nach Informationen aus dem Markt mussten Banken bereits prüfen, ob Kredite regelwidrig in Aktien geflossen sind. Offenbar nutzten einige Anleger Online-Plattformen, um geliehenes Geld direkt in die Börse zu pumpen. (mb/Bloomberg)