Japans Markt für Staatsanleihen hat ein Problem. Die Liquidität verschlechtert sich spürbar, während die Renditen – besonders bei Anleihen mit langer Laufzeit – kräftig anziehen. Verkaufsorders bei Nippon-Bonds setzen nicht nur die lokalen, sondern auch internationale Märkte unter Druck.

Historische Schwankungen bei Auktionen
Ein Warnsignal sendete diese Woche eine Auktion 20-jähriger Anleihen. Die Differenz zwischen dem Durchschnitts- und dem niedrigsten akzeptierten Preis war die größte seit 1987. Auch ein "Bloomberg"-Index, der die Abweichung zur idealisierten Zinskurve misst, signalisiert Liquiditätsprobleme – zuletzt auf einem Niveau nahe dem der Lehman-Krise 2008.

Die Entwicklung geht mit einem sogenannten Bear Steepening einher: Die Renditen steigen bei länger laufenden Anleihen deutlich stärker als bei solchen kurzer Laufzeit. Die Zentralbank sieht dennoch keinen Interventionsbedarf, obwohl ihre Umfrage zum Anleihemarkt eine Eintrübung in allen Unterkategorien zeigt. Der Gesamtindex liegt nahe einem Zehn-Jahres-Tief.

Inflation als Katalysator
Die Hauptursache ist nicht allein die Staatsverschuldung Japans (240 % des BIP), sondern die hartnäckige Inflation. Der Preis für Reis, ein Grundnahrungsmittel, hat sich seit 2016 verdoppelt. Noch gravierender: Die Inflationserwartungen erreichen neue Höhen – sowohl bei Konsumenten als auch Unternehmen.

Die Erwartungen japanischer Haushalte liegen laut Bank of Japan (BoJ) für ein Jahr bei zwölf Prozent, für fünf Jahre bei durchschnittlich fast zehn Prozent. Selbst wenn sich diese Erwartungen nicht bewahrheiten, beeinflussen sie das Verhalten. Die Sorge vor steigenden Preisen führt zu vorgezogenem Konsum, was die Inflation weiter befeuern könnte – ein sich selbst verstärkender Zyklus.

Unternehmensumfragen alarmieren
Auch die Tankan-Umfrage der BoJ unter Unternehmen zeigt Rekordwerte bei den Inflationserwartungen: über fünf Prozent jährlich für die nächsten fünf Jahre. Nahezu alle Branchen rechnen mit weiter steigenden Preisen. Der Verbraucherpreisindex befindet sich auf einem 30-Jahres-Hoch, mit 3,6 Prozent der höchste Wert unter den G10-Ländern.

Die Notenbank beschreibt den Anstieg der Erwartungen als "moderat" und "adaptiv". Doch da diese auf hohem Niveau verharren, droht die Gefahr, dass sie sich entankern – was die BoJ in Bedrängnis bringen könnte. Dies würde die Liquidität weiter belasten und könnte die Anleihemärkte destabilisieren.

Ein strukturelles Problem ist die Eigentümerstruktur: Die BoJ hält mehr als die Hälfte der ausstehenden Staatsanleihen – diese befinden sich faktisch nicht mehr im Umlauf. Ausländische Investoren haben sich aufgrund der Dominanz der Notenbank vom Markt zurückgezogen.

Risiko für die globale Finanzstabilität
Die Bilanzsumme der BoJ birgt systemisches Risiko: Ein Renditeanstieg könnte Verluste in Billionenhöhe verursachen. Zwar kann die Zentralbank theoretisch unbegrenzt Geld drucken, doch das würde die Inflation weiter anheizen – ein Teufelskreis.

Im Extremfall könnte die BoJ den gesamten Markt kontrollieren, und der Yen würde zur zentralen Anpassungsgröße. Steigende Risiken könnten zur Repatriierung japanischer Auslandsvermögen führen – mit Kursstürzen auf den Weltmärkten, insbesondere in den USA und Europa. (mb/Bloomberg)