Techfonds-Manager: "Viel Holz wurde schon weggeschlagen"
Richard Clode von Janus Henderson investiert mit seinem Fonds in Technologiethemen mit ESG-Fokus. Gerade nachhaltigen Techaktien billigt er gute Aussichten zu. Doch zugleich warnt er davor, dass es bei zu schmal gefassten Modethemen eng werden kann.
Sie waren die Überflieger an der Börse: Technologietitel. Doch zuletzt rissen sie den Gesamtmarkt mit herunter. Eröffnen sich nun Chancen? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Richard Clode von Janus Henderson lenkt den Horizon Technology Leaders sowie den neu aufgelegten Horizon Sustainable Future Technologies. Dieser Fonds setzt auf nachhaltige Technologien. Clode sieht in diesem Segment durchaus Chancen. Doch er warnt im Interview mit FONDS professionell zugleich vor einem zu engen Fokus bei Themeninvestments – und der Gefahr, dass Unternehmenskennzahlen aus dem Blick geraten.
Herr Clode, die Aktien der Technologiebranche durchlitten herbe Verluste. Ist der Boden erreicht?
Richard Clode: Die Bewertungen im Technologiebereich sind tatsächlich deutlich zurückgegangen. Viel Holz wurde schon weggeschlagen. Was aber noch ansteht, sind Korrekturen bei den Gewinnerwartungen der Unternehmen.
Also ist keine Besserung in Sicht?
Clode: Doch, durchaus. Längerfristig sehe ich die Gewinnentwicklung im Technologiebereich positiv. Die Probleme der Welt verschwinden nicht einfach. Die Welt kann nicht einfach mehr Öl und Rohstoffe kaufen. Fortschritt und Innovation sind nötig, um all die Herausforderungen zu bewältigen. Technologien spielen eine Schlüsselrolle dabei, die drängendsten Probleme der Menschheit wie den Klimawandel zu lösen. Dank des technologischen Fortschritts ist eine effizientere Nutzung der Ressourcen auf der Welt möglich.
Sie steuern selbst einen Techaktienfonds, der aber einen nachhaltigen Ansatz verfolgt. Wie investieren Sie?
Clode: Zu den Kernthemen des Fonds zählen schadstoffarme Mobilität, Smart Cities oder Datensicherheit sowie Technik in der Gesundheit, aber auch soziale Themen wie digitale Demokratisierung. Mindestens 50 Prozent des Umsatzes eines Unternehmens müssen auf den Themenfokus entfallen. Ein elementarer Faktor der Strategie sind unerwartete Gewinne. Ein Unternehmen muss profitabel arbeiten. Das schließt schon manche der einst hoch bewerteten Techfirmen aus. Zudem muss die Aussicht auf Gewinne bestehen, die der Markt so nicht erwartet hat.
Mit welchen Argumenten Techfonds-Manager eine Erholung der Branche prophezeien, und welche Gründe Kritiker dagegen ins Feld führen, lesen Sie in der neuen Ausgabe 3/2022 von FONDS professionell, die in den nächsten Tagen zugestellt wird.
Da werden Sie derzeit fündig?
Clode: Zur Auflage des Fonds hatten mein Team und ich acht Themen identifiziert. Allerdings empfanden wir das Thema saubere Energie als überschätzt. Die Bewertungen waren übertrieben. Daher kauften wir kein Unternehmen. Erst jüngst im Zuge der Korrektur stiegen wir bei einigen ausgewählten Titeln ein.
Es kann also vorkommen, dass eines der Themen Ihrer Strategie nicht im Portfolio vertreten ist, wenn Sie kein gutes Unternehmen finden?
Clode: Ja. Manche Themenfonds konzentrieren sich auf sehr schmale Nischen. Das erachte ich als problematisch. Denn bei einem so engen Universum bleibt den Managern nur übrig, praktisch alles zu kaufen, was auf dem Markt ist. Ich kann so einem Ansatz nicht viel abgewinnen.
Schießt in der Finanzbranche bei thematischen Investments mancher übers Ziel hinaus?
Clode: Die Vertriebsleute der Investmentbanken leiten heutzutage ihre Anrufe mit dem Satz ein: "Diese Aktie passt wunderbar zu dem Thema." Es scheint nicht mehr darum zu gehen, wie gut ein Unternehmen ist, sondern wie gut es zu thematischen Investments passt. Diese Denkweise halte ich für gefährlich.
Vielen Dank für das Gespräch. (ert)