Studie: Das Schuldenprivileg der USA droht zu bröckeln
Eine aktuelle Analyse kommt zum Schluss: Die übrige Welt finanziert die enormen US-Defizite, solange die USA ihre politische und wirtschaftliche Führungsrolle erfolgreich verteidigen. Vor allem die Geopolitik könnte zum Risiko werden.
Eine aktuelle Studie des Pictet Research Institutes beschäftigt sich mit der US-Schuldentragfähigkeit und den Auswirkungen für die internationale Finanzarchitektur. Zentrale Erkenntnis: Solange die USA ihre politische und wirtschaftliche Hegemonialstellung verteidigen, werden die anderen Länder die Defizite weiter finanzieren.
Vormachtstellung bringt Vorteile
Maria Vassalou, Leiterin des Pictet Research Institutes, sagt: "Durch den Aufbau von hohen Beständen an US-Dollar, US-Staatsanleihen und US-Aktien, die bei einer US-Staatsschuldenkrise hohe Wertverluste erfahren würden, finanzieren die übrigen Länder der Welt die Defizite der USA." Die großen Zentralbanken und der öffentliche Sektor hätten ein reges Interesse daran, im Fall von Marktturbulenzen einzuschreiten und den Einbruch der US-Vermögenspreise zu begrenzen. Das allerdings nur unter einer Bedingung: "Die USA müssen ihre geopolitische Dominanz bewahren und der weltweit wichtigste Innovationsstandort und Renditetreiber bleiben."
Das auf Basis der finanziellen Nachkriegsordnung von Bretton Woods entstandene Finanzsystem mit dem Dollar als Leitwährung sei von zentraler Bedeutung für die Fähigkeit der USA, die zunehmende Verschuldung zu stemmen. Zudem seien die übrigen Staaten noch bereit, ihre Kapitalüberschüsse eher in die USA als in ihre heimische Wirtschaft zu investieren. Beide Faktoren sind nach Einschätzung der Studienautoren untrennbar mit der Stärke und Stabilität der führenden geopolitischen und weltwirtschaftlichen Rolle der USA verbunden.
Konzepte wie Brics Plus als Gegenentwurf
Langfristig sehen die Pictet-Researcher wirtschaftliche Grenzen der Verschuldung. Das akutere Hauptrisiko sei jedoch geopolitischer Natur. "Eine zunehmend polarisierte Welt versucht, die Dominanz der USA und die Attraktivität ihrer Vermögenswerte im globalen Finanzsystem in Frage zu stellen. Initiativen wie die der Brics Plus verdienen eine genaue Beobachtung", so die Autoren. (jh)