Stratege zum Börsencrash: Das Schlimmste steht noch bevor
Der Freitag war ein weiterer Tag mit tiefroten Zahlen an den weltweiten Aktienmärkten – Donald Trumps Zollhammer sei Dank. Ist der Kurssturz bald vorbei? Behält Peter Berezin vom angesehenen Analysehaus BCA Research Recht, sollten sich Anleger auf deutlich niedrigere Kurse einstellen.
Kurz nach der US-Wahl, als die Wall Street voll und ganz auf die Aussichten eines wirtschaftsfreundlichen Präsidenten Donald Trump setzte, schlug Peter Berezin Alarm. Berezin und sein Team von BCA Research sagten voraus, dass es zu breit angelegten einseitigen Zöllen kommen würde – und dass die Vorschläge der neuen US-Regierung weit über die Maßnahmen von Trumps erster Amtszeit hinausgehen würden. Nach dem Zolldrama vom Mittwoch (2.4.) hat sich Berezins Warnung vom Dezember als vorausschauend erwiesen. Und sollte er mit seinen weiteren Prognosen Recht behalten, dann sind die US-Aktien noch lange nicht auf dem Tiefpunkt angelangt.
Der Stratege hält an seiner Prognose fest, die eine der pessimistischsten an der Wall Street im vergangenen Jahr war: Der S&P 500 werde bis zum Jahresende auf 4.450 Punkte fallen, so Berenzin. Das entspräche einem Rückgang von fast 18 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau. Der Ölpreis könnte unterdessen von derzeit rund 63 Dollar auf 50 Dollar pro Barrel fallen — aus ungünstigen Gründen, so Berenzin, nämlich "mangelnder Nachfrage".
75 Prozent Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA
Seiner Ansicht nach war die Wirtschaft bereits zu Jahresbeginn anfällig. Es gab weniger offene Stellen als in den Vorjahren, die Pandemie-Ersparnisse liefen aus, die Leerstandsquoten stiegen — ebenso wie die Zahlungsrückstände bei Auto- und Studienkrediten. Trumps Zollpolitik treibe nun "das Fass zum Überlaufen".
"Rezessionen treten in der Regel dann auf, wenn eine Wirtschaft anfällig und dann von einem Schock getroffen wird", sagte Berezin. "Es wird eher schlimmer als besser werden – die Wirtschaft wird sich verschlechtern, der Handelskrieg wird sich verschärfen. Und es wird Vergeltungsmaßnahmen geben." Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA schätzt er auf 75 Prozent.
Reisen in die Vereinigten Staaten? Lieber nicht
Als Vergeltung für die Zollverordnung der US-Regierung könnten andere Länder den Druck auf in ihren Ländern tätige US-Technologieunternehmen erhöhen, so Berezin. Das würde dann insgesamt den Markt belasten. Handelspartner weltweit könnten auch Steuern auf im Ausland tätige US-Firmen erheben. Die Bevölkerung werde weltweit wahrscheinlich amerikanische Waren ablehnen oder sogar Reisen in die Vereinigten Staaten meiden — wie es einige Kanadier bereits tun. (Bloomberg/fp)