Stimmen zum Zoll-Schlag: "Weltwirtschaft rückt näher an den Abgrund"
US-Präsident Trump setzt zu einem Frontalangriff auf den freien Welthandel an. Mit seinen Zöllen will er die US-Wirtschaft beleben – dürfte aber das genaue Gegenteil erreichen. Anlagestrategen, Fondsmanager und Ökonomen erläutern, was nun auf die Konjunktur und die Finanzmärkte zukommen dürfte.
Im Rosengarten des Weißen Hauses zündete Donald Trump am Mittwochabend (2.4.) ein spektakuläres Feuerwerk weltweiter Strafzölle, die sogar eine Inselgruppe nahe der Antarktis betreffen. Ab Samstag erheben die USA pauschal zehn Prozent Zoll auf Importe aus allen Ländern. Zudem kündigte die US-Regierung ein komplexes System an, das für viele Länder deutlich höhere Zölle vorsieht.
"Die neuen Zölle von US-Präsident Donald Trump sind insgesamt viel höher als erwartet und die höchsten seit mehr als 100 Jahren", schreibt Stephen Dover, Chefstratege beim Franklin Templeton Institute. Dies sei das "Ende der Freihandelsära". Wie andere Konjunkturexperten und Investmentprofis die Lage einschätzen, lesen Sie in der Bildergalerie oben.
"Bereiten uns auf Gegenmaßnahmen vor"
Die Europäische Union wiederum, wichtigster Handelspartner der USA, hat Vergeltungsmaßnahmen angekündigt. "Die Ankündigung von Präsident Trump ist ein schwerer Schlag für die Weltwirtschaft", sagte die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, in einer Videoansprache. "Wir bereiten uns auf weitere Gegenmaßnahmen vor, um unsere Interessen und Unternehmen zu schützen, sollten die Verhandlungen scheitern."
Die Finanzmärkte reagierten auf den heraufziehenden Handelskrieg mit deutlichen Verlusten. Der deutsche Leitindex Dax ging am Donnerstag (3.4.) mit einem Minus von drei Prozent, der Euro Stoxx 50 mit 3,6 Prozent minus aus dem Handel. Am Freitag setzte sich nach der Parkett-Eröffnung der Kursrutsch fort. Der japanische Leitindex Nikkei 225 hatte einen Verlust von 2,8 Prozent markiert, nachdem bereits am Vortag die Kurse nachgegeben hatten.
Einbruch an der Wall Street
Noch schlimmer fiel der Kursrutsch an der Wall Street aus: Der Dow Jones Industrial Average Index sackte um fast vier Prozent ab, das Technologiebarometer Nasdaq Composite sogar um fast sechs Prozent. Nachdem Gold noch am Abend der Zoll-Verkündung mit knapp 3.168 Dollar je Feinunze ein Rekordhoch markiert hatte, gab der Kurs nach. Am Freitagmorgen notierte das Edelmetall bei 3.096 Dollar je Feinunze. (ert/Bloomberg)