Staatsfondsmanager: "Ich erkenne überall Inflation"
Nicolai Tangen, Chef des größten Staatsfonds der Welt, äußert sich in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" verhalten für die Zukunft. Vor allem die Inflation bereitet ihm Kopfzerbrechen, sie werde sehr ernstere Folgen haben.
Der norwegische Ölfonds ist mit einem Volumen von rund 1,2 Billionen Euro der größte Staatsfonds der Welt. Seit der Gründung 1996 konnten die Manager im Schnitt eine Rendite von sechs Prozent pro Jahr erzielen. Für die Zukunft ist der aktuelle Chef Nicolai Tangen aber pessimistisch: Er rechnet mit niedrigen oder sogar keinen Renditen mehr. Der Grund dafür ist die Inflation, noch vor der Corona-Pandemie, wie er in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) sagt.
"Das größte potenzielle Problem ist die Inflation. Ich erkenne Inflation überall: in den Frachtraten, in den Preisen für Metalle und Lebensmittel, in den Baukosten, nach und nach auch in den Löhnen. Ich glaube, das wird noch viel ernstere Folgen haben, als zurzeit üblicherweise angenommen wird", erklärt Tangen. Als langfristig orientierter Investor habe der Fonds nicht viele Möglichkeiten, er könne sich nicht nirgendwo vor der Teuerung verstecken. "Jetzt bereiten wir uns auf ein Jahrzehnt mit niedrigerer Rendite vor. Vielleicht wird sie sogar negativ. Das müssen wir einfach akzeptieren", so der Fondsmanager.
Keine Aktienverkäufe
Tangen und sein Team werden aber trotz der Inflationsaussichten die Zusammensetzung des Portfolios nicht ändern. "Mein Eindruck ist, dass unsere Mischung aus Aktien, Anleihen und Immobilien richtig ist. Es geht nicht so sehr darum, die Allokation zu verändern. Was wir verändern müssen, sind unsere Erwartungen an die Zukunft", erläutert er im Interview mit der FAS. Aus diesem Grund werde das Portfolio auch nicht Teile seines Aktienbestandes, der einen Wert von 800 Millionen Euro hat, verkaufen.
Zudem wird der Ölfonds auch eine andere Strategie beibehalten: Investitionen gemäß nachhaltiger Kriterien. "Wir legen schon seit 2007 Wert darauf, dass unsere Investitionen nicht schädlich für das Klima sind", so Tangen. "Wir haben zum Beispiel genau aufgeschrieben, was wir von den Firmen erwarten, an denen wir beteiligt sind – nicht nur mit Blick auf das Klima, sondern auch für die Artenvielfalt, für die Meere und die Wasserversorgung. Das setzen wir fort." Die Fondsmanager lassen sich dabei auch nicht von einer Blase bei "nachhaltigen Anlagen" und möglichen zwischenzeitlichen Verlusten bei Aktien von grünen Unternehmen beirren. Der Fonds werde die Papiere nicht abstoßen. (jb)