Schwellenländer-Profi: Kein Enthusiasmus – aber Optimismus
Aktien aus den Emerging Markets haben zuletzt stark abgeschnitten. Bei T. Rowe Price sieht man zwar die kurzfristigen Risiken, ist aber langfristig zuversichtlich. Das gilt vor allem für die von Investoren derzeit übersehenen Papiere.
Die Emerging Markets (EM) haben in den vergangenen Monaten eine beeindruckende Aktien-Rally hingelegt. Diese spiegelt nach Meinung von Ernest Yeung, EM-Portfoliomanager bei T. Rowe Price, die Handelsabkommen und sich verbessernden makroökonomischen Bedingungen wider. Unter der Oberfläche sei das Bild jedoch komplexer, so Yeung: "Es spricht eher für vorsichtigen Optimismus als für grenzenlosen Enthusiasmus."
Globale Unsicherheit belastet
Denn das globale Umfeld bleibe fragil. Die Zollverhandlungen dauern an, und die anhaltenden Handelskonflikte könnten das Wachstum bremsen. Yeung: "Auch wenn die Märkte derzeit vielleicht Best-Case-Szenarien einpreisen, dürfte der Weg dorthin holprig werden."
Dabei gibt es gute Gründe für Zuversicht, sagt Yeung: "Schwellenländer-Aktien sind nach wie vor attraktiv bewertet, und die Erwartung eines schwächeren US-Dollar könnte den Zentralbanken Spielraum geben, die Geldpolitik zu lockern." Auch langfristige Trends – von der zunehmenden Nutzung künstlicher Intelligenz bis zur Energiewende – würden Unternehmen in den Schwellenländern neue Wachstumschancen eröffnen.
Regional lag Südkoreas Aktienmarkt vorn und verzeichnete nach der Wahl von Präsident Lee Jae Myung ein starkes Plus. Auch Mexiko legte kräftig zu, während Brasilien trotz politischen Getöses Widerstandskraft bewies, so der Portfoliomanager. China hinkte wegen der schwachen Verbrauchernachfrage und anhaltender Sorgen um den Immobiliensektor hinterher. Im Sektorvergleich führten Aktien aus der Informationstechnologie.
Widerstandsfähige Unternehmen mit Potenzial
Yeung konzentriert sich in seinem Ansatz auf "vergessene” Aktien aus Schwellenländern – das sind für ihn Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten, deren Potenzial jedoch übersehen wird. "In einer polarisierten Welt geht es bei Investitionen in Schwellenländern nicht darum, kurzfristigen Trends hinterherzulaufen", so der EM-Experte. Entscheidend sei vielmehr, widerstandsfähige, unterbewertete Unternehmen zu identifizieren, die vor wesentlichen Veränderungen stehen. Er ist überzeugt: "Für Anleger, die bereit sind, über die Schlagzeilen hinauszublicken, bleiben Schwellenländer ein fruchtbarer Boden für langfristige Chancen." (jh)




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