Die DWS senkt als Reaktion auf die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump ihre Prognosen für den Kapitalmarkt. "Unabhängig vom Fortgang der Zollpolitik wurde bereits genug Vertrauen zerstört, um Verbraucher, Anleger und Unternehmen vorsichtiger werden zu lassen", erläutert Vincenzo Vedda, Global Chief Investment Officer bei der Deutsche-Bank-Tochter. "Kurzfristig rechnen wir mit volatilen Märkten, doch im Kernszenario gehen wir auf Jahressicht von rückläufiger Unsicherheit und positiven Aktienrenditen aus."

Die Anlagestrategen der DWS hätten zwar mit einem turbulenten Beginn von Trumps zweiter Amtszeit gerechnet. "Dass die Abschottung der USA so kompromisslos verfolgt werden würde, hatten wir jedoch nicht erwartet", so Vedda. Das bisherige Gebaren der US-Regierung habe genügend Vertrauensschaden angerichtet, um mit einer Eintrübung der Wirtschaftstätigkeit rechnen zu müssen.

"Auf unbekanntem Terrain"
"Binnen weniger Monate haben sich die USA vom nahezu alternativlosen Anlageziel zu einer Anlageregion gewandelt, für die Anleger zwanghaft Alternativen suchen", stellt Vedda fest. "Im Kernszenario gehen wir davon aus, dass das Überraschungsmoment seine Spitze erreicht hat, was jedoch nicht gegen weitere marktbewegende Schlagzeilen spricht." Mit etwas Optimismus könne man Trumps Kehrtwende in Bezug auf Fed-Chef Jerome Powell als Zeichen werten, dass er doch auf Marktsignale reagiere. "Von einem Trump-Put würden wir aber nicht mehr sprechen", so Vedda.

Es sei denkbar, dass sich das Kernszenario der DWS in zwölf Monaten als zu pessimistisch erweisen werde. "Allerdings kann man eine negative Abweichung noch weniger ausschließen. Wir bewegen uns schließlich auf unbekanntem Terrain", sagt der Chefstratege. "Erstmals seit vielen Jahrzehnten steht die westliche Sicherheitsarchitektur zur Disposition, zweifeln Anleger in großem Stil den sicheren Status von US-Anlagen an und droht der Globalisierung ein nachhaltig negativer Dämpfer." Es bleibe jedoch die Hoffnung, dass sich die Unternehmen erneut – wie bei Covid und dem Ukraine-Krieg – als überraschend anpassungsfähig zeigten. (fp)