Zum Erscheinungsbild von Populisten gehört die Behauptung, sie würden eine angeblich darniederliegende Wirtschaft wieder groß machen. Real dürfte es genau umgekehrt sein. In der Regel ist populistisches Verhalten ein sehr ungünstiger Nährboden für Unternehmen: Es verursacht laut wissenschaftlichen Untersuchungen hohe wirtschaftliche Kosten. Das schreibt das Ökonomen-Team von J. Safra Sarasin rund um Chefvolkswirt Karsten Junius in einer Analyse.

So errechneten deutsche Forscher in einer Studie aus dem Jahr 2021, dass populistische Regierungen nach 15 Jahren die Wirtschaftsleistung (BIP) um etwa zehn Prozent niedriger hinterlassen, als es sonst der Fall gewesen wäre (The cost of populism: Evidence from history, externer Link). Schuld sind Komponenten, die vertraut klingen: Protektionismus, fiskalische Lockerung und geldpolitische Einmischung führen zu höherer Staatsverschuldung, höherer Inflation, schwächerem Produktivitätswachstum und größerer makroökonomischer Volatilität, so die Analysten von J. Safra Sarasin.

Erosion der Demokratie
Zudem kommt es in populistischen Systemen regelmäßig zu einer Erosion demokratischer Normen. Der damit einhergehende Vertrauensverlust vergrößere den Schaden zusätzlich: durch politische Unsicherheit, Wirtschaftsfeindlichkeit, Enteignungsrisiko, Vetternwirtschaft und Korruption. Dies alles wirke abschreckend auf Investitionen, Innovationen und Talente.

In einer weiteren Studie aus dem Jahr 2025 zeigen US-Forscher ebenfalls, dass das reale Wirtschaftswachstum langfristig sinkt, wenn Populisten sowohl die Exekutive als auch die Legislative innehaben (How populism harms prosperity, externer Link). Der Grund: Wenn Regierungen die Unternehmen mit finanziellen Repressionen gefügig machen, kommt es zu ökonomisch nicht effizienten Umverteilungen.

Investoren abgeschreckt
"Diese Praxis schwächt die Finanzintermediation und schreckt private Investitionen ab, während sie Populisten gleichzeitig ermöglicht, die Staatsausgaben zu erhöhen und Investitionen in Infrastruktur, Grundlagenforschung sowie Forschung und Entwicklung zu verdrängen", heißt es in der J.-Safra-Sarasin-Analyse zusammenfassend.

US-Präsident Donald Trump dürfte demnach der Wirtschaft ebenfalls teuer zu stehen kommen: Beeinflussung von Gerichten, systematische Repressionen gegen Medien und unabhängige Behörden, Negierung von Wahlergebnissen sowie wirtschaftliche und politische Abschottung gehören in seinen beiden Amtszeiten zu den vorherrschenden Verhaltensmustern.

Fed-Konflikt
In der Analyse betont das Team von J. Safra Sarasin, dass der Konflikt um die Entlassung der Fed-Gouverneurin Lisa Cook über die zukünftige Unabhängigkeit der Fed hinausgehe. Für langfristig orientierte Anleger sei es ein Test dafür, ob Amerikas Institutionen einer erstarkten Präsidentschaft standhalten können, heißt es in der Analyse.

Laut den Forschungen dürfte die US-Demokratie unter Trump ähnlich schwach sein wie in den 1970er Jahren unter Richard Nixon. Das legt ein Index des Göteborger Forschungsinstituts V-Dem nahe. Auch damals war das politische System geprägt von einem autoritären, populistischen Führungsstil, in dem die Machtbefugnisse bis hin zur Watergate-Affäre konsequent überschritten wurden. Die Gesundheit der amerikanischen Demokratie begann nach der Finanzkrise zu bröckeln und habe sich während Donald Trumps erster Amtszeit rapide verschlechtert, heißt es in der Analyse. Der Rule of Law Index des World Justice Project zeigt ebenfalls die Tendenzen, wie folgende Grafik verdeutlicht.

Quelle: J. Safra Sarasin

Für die Zukunft zeigt sich das Analysten-Team eher pessimistisch: "Was im Gange ist, scheint eine umfassende Offensive gegen die institutionellen Leitplanken Amerikas zu sein." Trump sei mit dem Versprechen angetreten, Gegner strafrechtlich zu verfolgen, die Presse einzuschüchtern und Truppen gegen Demonstranten einzusetzen. Mit seinem politischen Drehbuch ("Heritage Foundation") setze er seine Pläne rasch um.

Die Regierung versuche, die Macht der Exekutive auszuweiten, die Kontrolle des Kongresses über die Finanzen einzuschränken, unabhängige Behörden zu schwächen und Zehntausende Regierungsangestellte über DOGE zu entlassen, ein nicht rechenschaftspflichtiges Gremium. Universitätsführungen, Unternehmenschefs, die Presse und lokale Beamte würden ihr Verhalten bereits anpassen, um Angriffen der Regierung zu entgehen. (eml)