"Politikfehler" voraus? Experten diskutieren den Fed-Entscheid
Die hohe Inflation sprach gegen eine Leitzinssenkung, die drohende Konjunkturschwäche dafür. Dass sich die US-Notenbank vor diesem Hintergrund für eine Zinspause entschied, ist verständlich. Doch der unsichere Ausblick lässt das Risiko falscher Entscheidungen steigen, befürchten Fed-Beobachter.
US-Notenbankchef Jerome Powell hat Wachstumssorgen in Bezug auf die amerikanische Wirtschaft und die Auswirkungen des Handelskrieges von Präsident Donald Trump auf die Teuerung heruntergespielt. Die inflationären Auswirkungen der Zölle bezeichnete er als wahrscheinlich "vorübergehend".
"Manchmal kann es angebracht sein, die Inflation zu übersehen, wenn sie ohne unser Zutun schnell wieder verschwindet, wenn sie vorübergehend ist", sagte Powell am Mittwoch (19.3.) nach der geldpolitischen Entscheidung der Federal Reserve. Dieses Szenario sei das "Basisszenario". Ob diese Auswirkungen tatsächlich nur vorübergehend sein werden, könne man indes "nicht wirklich wissen". Die Fed ließ die Zielspanne für den Leitzins die zweite Sitzung in Folge bei 4,25 bis 4,50 Prozent.
Die erwartete Inflation liegt so hoch wie seit drei Dekaden nicht
Auf die Frage nach der sinkenden Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern sagte Powell, "harte Daten" zeigten, dass die Konjunktur nach wie vor solide sei. Der Fed-Chef zeigte sich auch zuversichtlich, dass die langfristigen Inflationserwartungen weiterhin gut verankert seien. Eine Reihe von Ergebnissen einer Umfrage der University of Michigan hatte dies in Frage gestellt. Der jüngste Bericht zeigte, dass die Verbraucher in den nächsten fünf bis zehn Jahren mit einem jährlichen Preisanstieg von 3,9 Prozent rechnen. Das ist der höchste Wert seit mehr als drei Jahrzehnten. Powell bezeichnete die Daten mehr als einmal als "Ausreißer".
Die Haltung des Fed-Chefs beruhigte die Finanzmärkte zunächst. Der S&P 500 stieg während Powells Ausführungen und schloss am Mittwoch 1,1 Prozent im Plus. Die Renditen amerikanischer Staatsanleihen sanken leicht. Doch nach Ansicht vieler Fed-Beobachter zeugt die jüngste Sitzung der Notenbank von einer deutlich gestiegenen Unsicherheit der Währungshüter (siehe Bilderstrecke oben). (Bloomberg/bm)