Ökonom: Politisierung der US-Notenbank bedroht Finanzmarktstabilität
Der Feri-Chefvolkswirt warnt vor den negativen Folgen der politischen Angriffe auf die US-Notenbank. Diese Attacken auf die Glaubwürdigkeit würden die Fed in einer Zeit treffen, die ohnehin große Herausforderungen für die Geldpolitiker mit sich bringt.
Das Umfeld für geldpolitische Entscheidungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ist derzeit ausgesprochen schwierig, betont Feri-Chefvolkswirt Axel Angermann. Unsicherheiten bestehen hinsichtlich des Arbeitsmarktes und der Inflationsentwicklung. Dazu komme aber der massive Versuch politischer Einflussnahme auf geldpolitische Entscheidungen.
Bei Inflation drohen Zweitrundeneffekte
Mit Blick auf den Arbeitsmarkt ist der Chefvolkswirt verhalten zuversichtlich. "Aus unserer Sicht ist ein Einbruch des Arbeitsmarktes, also ein schneller Anstieg der Arbeitslosenquote, zwar denkbar, vorerst aber nicht sehr wahrscheinlich", so Angermann.
Bei der Preisentwicklung würden sich inzwischen die Effekte der Zollpolitik zeigen: "Selbst wenn die Zölle nur zum Teil auf die Endverbraucher umgelegt werden sollten, sind noch erhebliche Preissteigerungseffekte zu erwarten." Die Inflationsrate dürfte nach seiner Meinung zum Ende des Jahres bei etwa 3,5 Prozent liegen, deutlich über dem Fed-Ziel von zwei Prozent.
Mit Blick auf die längerfristige Inflationsentwicklung warnt er vor Zweitrundeneffekten: "Wenn am Arbeitsmarkt mehr oder weniger Vollbeschäftigung herrscht, könnte eine zeitweise höhere Inflationsrate zu stärkeren Lohnsteigerungen führen." In diesem Fall würde sich der Inflationseffekt verfestigen.
Politischer Einfluss beschädigt Glaubwürdigkeit
Dass sich Fed-Gouverneur Christopher Waller für baldige Zinssenkungen ausspricht, zeigt laut Angermann dessen Ambitionen auf die Nachfolge von Fed-Chef Jerome Powell. Das hält er für besonders problematisch: "Allein der Verdacht, dass die geldpolitische Positionierung im Vorfeld der September-Sitzung nicht ausschließlich fachlicher Analyse entspringt, sondern auch dadurch motiviert sein könnte, Präsident Trump gefallen zu wollen, beschädigt die Reputation der Fed."
Nehmen die Zweifel an der Unabhängigkeit der Geldpolitik weiter zu, wäre ein massiver Vertrauensverlust der Kapitalmarktakteure und in der Folge eine globale Finanzkrise ein Szenario mit signifikanter Wahrscheinlichkeit, so der Chefvolkswirt. "Kurzfristig wird die Fed mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im September vermutlich noch einmal Geschlossenheit demonstrieren", sagt Angermann. Für das Jahr 2026 sollten Investoren aber von vornherein das Szenario größerer Finanzmarktturbulenzen infolge einer deutlichen Vertrauenserosion in die Unabhängigkeit der Institution Fed berücksichtigen. (jh)















