Nuveen kennt neun zentrale Wegweiser für ein neues Investmentregime
Eine Analyse von Nuveen signalisiert das Ende einer Ära. Die sogenannte "Friedensrendite", die Anlegern über Jahrzehnte hinweg stabile Erträge gesichert hat, verliert an Bedeutung. Die Konsequenz: Der Nutzen globaler kapitalgewichteter Allokationen schwindet.
Es war die Zeit der sogenannten "Great Moderation", eine Phase charakterisiert durch niedrige Inflation und stabile Wirtschaftswachstumsraten, in der Anleger auch für traditionelle Investmentstrategien mit so etwas wie einer "Friedensrendite" belohnt wurden. Doch diese Zeit scheint vorbei zu sein, wenn man den Ergebnissen einer Umfrage glauben darf, die die Investmentgesellschaft Nuveen unter 800 professionellen Investoren, darunter auch institutionelle Anleger wie Pensionsfonds und Versicherungen, durchgeführt hat.
Demnach sehen sich Anleger heute mit einem radikal veränderten Umfeld konfrontiert. Die geopolitischen Verschiebungen der vergangenen Jahre, die durch verstärkte nationale Sicherheitsinteressen und den Drang zur Autarkie gekennzeichnet sind, stellen demnach das bisherige Investmentparadigma infrage. Die Nuveen-Umfrage mit dem Titel "Von Stabilität zu Agilität: Neun Wegweiser für ein neues Investmentregime" verdeutlicht daher die weitreichende Unsicherheit und die Notwendigkeit, traditionelle Anlagestrategien zu überdenken.
Professionelles Risikomanagement und strategische Flexibilität gefragt
"Während Zentralbanken ihre Kontrolle über die Inflation verlieren zu scheinen und geopolitische Risiken zunehmend Einfluss nehmen, wird die klassische globale, kapitalgewichtete Allokation als suboptimal angesehen", erläutert Nathan Shetty, Head of Multi-Asset der Gesellschaft, eine Kernerkenntnis der Untersuchung. Das neue Investmentregime fordere von Investoren eine stärkere Betonung eines professionellen Risikomanagements und vor allem strategische Flexibilität.
"Unter anderem zeigt die Studie, dass Real Assets und alternative Anlageklassen in den Fokus rücken, da sie weniger anfällig für Inflationsschwankungen und volatile Marktbedingungen seien", so Shetty, der auf der Basis der Umfrage gemeinsam mit seinem Team neun zentrale Themen für zukunftssicheres Investieren ermittelt hat. Die sollen Anleger dabei unterstützen, ihre Portfolios widerstandsfähiger und anpassungsfähiger zu gestalten.
Die neun Schlüsselthemen für zukunftssicheres Investieren:
- Neues Verständnis von Resilienz: Nach Jahrzehnten der stabilen "Great Moderation" ist ein neues Konzept von Resilienz erforderlich, das auf die heutige volatile Makrolandschaft zugeschnitten ist.
- Schwindender Nutzen globaler kapitalgewichteter Allokationen: Angesichts wachsender geopolitischer Unsicherheiten verlieren globale, nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes an Effektivität.
- Begrenzte Kontrolle der Zentralbanken über die Inflation: Strukturelle Faktoren wie Deglobalisierung und eine alternde Bevölkerung erschweren das Erreichen niedriger Inflationsziele.
- Künstliche Intelligenz treibt Produktivität an, ohne inflationäre Trends vollständig zu kompensieren: Während künstliche Intelligenz das Potenzial hat, die Produktivität zu steigern, kann sie die inflationären Trends, die durch strukturelle Veränderungen verursacht werden, nicht vollständig aufheben.
- Überdenken der Rolle von Staatsanleihen im Portfolio: In einem Umfeld höherer Zinsen und Inflation könnten Staatsanleihen weniger als sichere Häfen fungieren und eher zu Risikoanlagen werden.
- Etablierung soliden Risikomanagements: Die Notwendigkeit, ein differenziertes Risikomanagement zu betreiben, nimmt in einem Umfeld mit höherer Volatilität zu.
- Privatmarktanlagen werden attraktiver: Die Vorteile von Private-Market-Investitionen gehen über die einfache Illiquiditätsprämie hinaus, indem sie einzigartige Risikoprofile und Diversifikationsmöglichkeiten bieten.
- Sachwerte mit höherem Stellenwert im Portfolio: Real Assets bieten durch ihre Knappheit und Unabhängigkeit von traditionellen Marktbewegungen eine wertvolle Möglichkeit zur Diversifikation.
- Dynamischer statt strategischer Asset-Allokation-Ansatz: Eine dynamischere Herangehensweise an die Asset-Allokation wird empfohlen, um schneller auf makroökonomische und geopolitische Veränderungen reagieren zu können.
Das traditionelle "Set-and-Forget" reicht nicht mehr aus
"Die Umfrage zeigt deutlich, dass professionelle Investoren auf der Suche nach neuen Strategien sind, um ihre Portfolios an ein zunehmend unsicheres globales Umfeld anzupassen", bringt Shetty die Ergebnisse auf den Punkt. Während einige bereits erste Schritte unternommen hätten, bleibe die Unsicherheit über die effektivsten Anlageklassen und Diversifizierungsstrategien bestehen.
Es sei jedoch klar, dass das traditionelle Modell des "Set-and-Forget" in dieser neuen Ära des Investierens nicht mehr ausreiche. Vielmehr seien eine sorgfältige Neubewertung von Anlagestrategien und eine größere Flexibilität unerlässlich, um den Herausforderungen der heutigen Zeit zu begegnen und gleichzeitig die Chancen zu nutzen, die sich in einer postpandemischen Welt bieten. (hh)