Eine bislang noch wenig beachtete Passage im "One Big Beautiful Bill Act" von US-Präsident Donald Trump hat das Potenzial, ein echter "Gamechanger" für den Dollar und die Finanzmärkte insgesamt zu sein, mahnt die DZ Bank.

"In Section 899 ist vorgesehen, dass ausländische Investoren in den USA in Zukunft deutlich höhere Steuern auf ihre Gewinne zahlen sollen", erläutert DZ-Analystin Sonja Marten in einer Kurzstudie. "Eine deutliche Erhöhung der Quellensteuer würde US-Wertpapiere auf einen Schlag signifikant unattraktiver machen, die Nachfrage senken und damit in einem Anstieg der Renditen und deutlichen Kursverlusten resultieren." Würde Section 899 tatsächlich verabschiedet und umgesetzt, könnte dies "in einem echten strukturellen Wandel der globalen Kapitalflüsse münden", so die Analystin. Ihrer Studie hat sie den Titel "Section 899: Die nukleare Option" gegeben.

Bis zu 20 Prozentpunkte höhere Abgaben auf Dividenden
Section 899 richte sich "gezielt gegen ausländische Investoren und Unternehmen aus Ländern, die aus Sicht der USA 'unfaire ausländische Steuern' auf US-Personen oder Unternehmen erheben", heißt es in der Ausarbeitung. Auf der Liste mit den "diskriminierenden ausländischen Ländern" stehen demnach unter anderem viele Staaten der Eurozone, Großbritannien, Kanada, Japan und Australien. Vorgesehen ist beispielsweise, dass die Steuern für Personen aus diesen Ländern auf Einkünfte in den USA wie Dividenden, Zinsen oder Mieten schrittweise um bis zu 20 Prozentpunkte angehoben werden. "Doppelsteuerabkommen sollen hierbei explizit ignoriert werden können", betont Marten.

Das US-Repräsentantenhaus hatte den "One Big Beautiful Bill Act" am 22. Mai mit hauchdünner Mehrheit verabschiedet. Nun berät der Senat. Trumps Wunsch ist, dass das Gesetz Anfang Juli auch diese Kammer passiert. "Allerdings kristallisiert sich bereits heraus, dass es im Senat erhebliche Widerstände gegen die Bill gibt", so die Analystin. Zahlreiche Senatoren hätten mehrere Punkte an dem Entwurf kritisiert – die geplante Erhöhung der Quellensteuer für ausländische Investoren scheint bislang aber kein Thema zu sein. "Dies könnte sich allerdings ändern, da die Probleme, die durch Section 899 geschaffen werden, zunehmend in den Medien und der Finanzbranche diskutiert werden", erläutert Marten.

"Spiel mit dem Feuer"
Trumps Pläne seien jedenfalls ein "Spiel mit dem Feuer" und hätten das Potenzial, das Vertrauen in den US-Dollar und amerikanische Staatsanleihen nachhaltig zu schädigen. Martens Fazit: "Es bleibt nur zu hoffen, dass die Diskussion über die möglichen Auswirkungen einer Umsetzung von Section 899 den handelnden Personen klar macht, welch große Risiken sie eingehen." (bm)