Seit Anfang 2023 hat der US-Leitindex S&P 500 mehr als 70 Prozent zugelegt – über die Hälfte des Wachstums kam von den "Magnificent Seven". Die Technologiegiganten Nvidia, Microsoft, Apple, Alphabet, Amazon, Meta und Tesla profitierten besonders von der Euphorie rund um künstliche Intelligenz. Doch auch neue Namen mischen inzwischen kräftig mit: Broadcom, Oracle und Palantir gehören an der Börse längst zu den großen Gewinnern der KI-Ära.

Zweifel an den bisherigen Marktführern
"Nur weil die Mag Seven vergangene Technologiezyklen wie Mobilfunk, Internet und E-Commerce gewonnen haben, bedeutet das nicht, dass sie auch hier gewinnen werden", sagt Chris Smith, Portfoliomanager der Antero Peak Group von Artisan Partners. "Die nächsten Gewinner werden diejenigen sein, die mit KI große und uneingeschränkte Märkte erschließen."

Starke Gewinne – aber Spaltung in der Gruppe
Die "Magnificent Seven" machen fast 35 Prozent des S&P 500 aus. Laut "Bloomberg Intelligence" sollen ihre Gewinne 2026 um mehr als 15 Prozent steigen, gestützt durch ein Umsatzwachstum von 13 Prozent. Doch die Performance verläuft unterschiedlich: Nvidia, Alphabet, Meta und Microsoft legten 2025 bislang zwischen 21 und 33 Prozent zu, während Apple, Amazon und Tesla klar zurückblieben. "Es ist schwer, die aktuellen Mag Seven als die besten Vertreter der KI zu sehen", so Smith.

"Fab Four", "Big Six" oder "Elite 8"?
Analysten schlagen Alternativen zur klassischen Gruppe vor: Die "Fab Four" (Nvidia, Microsoft, Meta und Amazon), die "Big Six" ohne Tesla oder die "Elite 8" inklusive Broadcom. Melius-Analyst Ben Reitzes zählt Broadcom bereits dazu – das Unternehmen ist nach Marktkapitalisierung inzwischen die Nummer sieben in den USA.

Oracle und Palantir als neue Börsenstars
Die Oracle-Aktie stieg 2025 um mehr als 75 Prozent, getragen vom boomenden Cloud-Geschäft. Palantir war mit einem Plus von 135 Prozent der stärkste Wert im Nasdaq 100 – befeuert durch die Nachfrage nach KI-Anwendungen im Bereich Big Data und Überwachungssoftware. "Ein Unternehmen kann zu groß werden, um ignoriert zu werden", sagt Jurrien Timmer von Fidelity Investments. "Es könnte sein, dass im Zuge der Weiterentwicklung der KI neue Gewinner an die Stelle der alten Gewinner treten, auch wenn die bisherigen weiterhin gut abschneiden."

Von "Nifty Fifty" bis "Magnificent 10"
Neue Börsenstars sind kein Novum an der Wall Street: Die "Nifty Fifty" in den 1960ern, die "Four Horsemen" der Dotcom-Ära oder die "FAANGs" in der Smartphone-Zeit zeigen, dass Führungsrollen wechseln. Auch die "Mag Seven" könnten ihren Platz verlieren. Ein Indiz: Der neue "Magnificent 10 Index" der Cboe Global Markets umfasst neben den ursprünglichen sieben auch Broadcom, Palantir und AMD.

"Karten im KI-Zeitalter werden neu gemischt"
Während Oracle jüngst mit dem größten Tagesgewinn seit 1992 glänzte, geraten Apple und Tesla in die Defensive. Apple wächst langsamer als andere Tech-Giganten und gilt im Bereich KI als Nachzügler. Tesla kämpft mit sinkender Nachfrage nach E-Autos und steigendem Konkurrenzdruck.

"Wir müssen die Diskussion über die Mag Seven hinaus erweitern", sagt Nick Schommer von Janus Henderson. "Oracle gehört jetzt definitiv dazu, ebenso wie Broadcom." Auch Taiwan Semiconductor wird häufig als künftiger Gewinner genannt. Sicher scheint: Die Karten im KI-Zeitalter werden neu gemischt. (mb/Bloomberg)