Die aktuelle Ausgabe der Immobilienmarktanalyse der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigt eine weitere Beschleunigung des Preisanstiegs für Wohnimmobilien. Der Fundamentalpreisindikator der OeNB für Wohnimmobilien deutet auf eine zunehmende Überhitzung des Wohnimmobilienmarktes hin.

So hat sich der seit der zweiten Jahreshälfte 2020 zu beobachtende Trend zu stark steigenden Immobilienpreisen weiter fortgesetzt. Auch im dritten Quartal 2021 waren bei Wohnimmobilien weiterhin Preiszuwächse über der 10- Prozent-Marke (jeweils im Vorjahresvergleich) sowohl in Wien als auch im restlichen Bundesgebiet zu verzeichnen. In Wien stiegen die Immobilienpreise um 10,2 Prozent und im restlichen Bundesgebiet um 10,6 Prozent. Für Gesamtösterreich ergab sich nach 11,7 Prozent im zweiten Quartal nun ein Zuwachs von 10,4 Prozent im dritten Quartal. Damit hält der Trend deutlicher Preissteigerungen nun bereits seit fünf Quartalen an. 

Abweichung der Preise von Fundamentalfaktoren beschleunigt sich weiter
Der Fundamentalpreisindikator der OeNB für Wohnimmobilien in Österreich verzeichnete im dritten Quartal 2021 aufgrund des starken Preisauftriebs einen kräftigen Anstieg. Mit 22,8 Prozent lag der Indikator um 4,2 Prozentpunkte über dem Wert des Vorquartals. Im Jahresabstand betrug der Anstieg 10,4 Prozentpunkte. Ein derart hoher Anstieg wurde seit dem Beginn der Zeitreihe im Jahr 1989 noch nicht verzeichnet. Für Wien betrug der Wert 31,0 Prozent, was einen Anstieg um 4,1 Prozentpunkte gegenüber dem zweiten Quartal bedeutet. Die Abweichung der Preisentwicklung bei Wohnimmobilien von der Entwicklung der im Fundamentalpreisindikator enthaltenen Faktoren hat sich damit in den letzten Quartalen deutlich beschleunigt. 

Anstieg der Baukosten im ersten Halbjahr 2021
Zudem berichtet die OeNB, dass das erste Halbjahr 2021 von einer weiteren Expansion der Bautätigkeit und einem starken Anstieg der Baukosten gekennzeichnet war. Die Anzahl der Baubewilligungen befindet sich nach wie vor auf einem hohen Niveau. Der in den letzten Jahren vorherrschende Nachfrageüberhang hat sich bereits im Jahr 2020 abgebaut. Für das Jahr 2021 wird österreichweit bereits mit einem Überangebot an Wohnungen gerechnet. 

Durch die starke Bautätigkeit der letzten Jahre in Verbindung mit einem sich abschwächenden Bevölkerungswachstum hat sich der Nachfrageüberhang laut OeNB entspannt, der im Jahr 2016 mit österreichweit 77.000 insgesamt fehlenden fertiggestellten Wohneinheiten (im Vergleich zur Nachfrage) seinen Höhepunkt erreicht hatte. Bereits im Jahr 2020 befand sich die Relation von Angebot und Nachfrage nach Wohnungen zu Wohnzwecken wieder im Gleichgewicht; im Jahr 2021 wird nach OeNB-Schätzungen österreichweit mit einem kumulierten Überangebot von knapp 40.000 Wohneinheiten gerechnet.

Für manche Regionen beziehungsweise Marktsegmente herrscht jedoch noch immer ein Wohnungsmangel vor. Das Überangebot an Wohnungen sollte eigentlich preisdämpfend wirken. Die dennoch zu beobachtenden starken Preisanstiege dürften der OeNB zufolge von der hohen Nachfrage nach Wohnungen zu Nicht-Wohnzwecken (Investitionsmotiv) getrieben worden sein, die in dieser Schätzung nicht enthalten sind. "Es liegen keine offiziellen Daten zur Immobiliennachfrage nach Anlagezwecken vor. Nach Auskünften von Maklern ist diese in den letzten Jahren jedoch stark gestiegen“, schreibt die OeNB in ihrer Analyse. (gp)