Nachfrage auf Rekordhoch: Goldrausch bei Zentralbanken
Zentralbanken kaufen so viel Gold wie seit Jahren nicht mehr. Laut einer WGC-Umfrage planen mehr als 40 Prozent der Notenbanken, ihre Reserven auszubauen – ein Rekordwert. Der Trend zur Goldabsicherung wächst, nicht zuletzt wegen geopolitischer Risiken und sinkenden Vertrauens in den US-Dollar.
Zur Absicherung gegen Krisen wollen weltweit so viele Zentralbanken wie seit Jahren nicht mehr ihre Goldreserven aufstocken. In einer aktuellen Umfrage des World Gold Council (WGC) und von Yougov unter 72 Zentralbanken gaben 43 Prozent an, ihre Goldbestände in den kommenden zwölf Monaten ausbauen zu wollen. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung vor acht Jahren. Vor einem Jahr lag dieser Anteil noch bei 29 Prozent. Keine der befragten Notenbanken plant eine Reduzierung.
Gold als Krisenwährung: Kaufdynamik hält an
Zentralbanken gelten als ein wesentlicher Treiber des Goldbooms, der seit Ende 2022 den Preis des Edelmetalls verdoppelt hat. Die Nachfrage stieg besonders nach dem russischen Angriff auf die Ukraine. Das Einfrieren russischer Devisenreserven lenkte die Aufmerksamkeit auf Gold als verlässliche Reservewährung.
"Einige dieser Zahlen zeigen ziemlich große Veränderungen", erklärte Shaokai Fan, Global Head of Central Banks beim WGC. "Die westlichen Länder haben den Verkauf gestoppt, und die Schwellenländer haben mit dem Kauf begonnen. Sie holen auf und bauen ihre Goldreserven aus."
Gründe für den Trend: Sicherheit und Diversifikation
In der Umfrage nannten die Zentralbanken als Hauptgründe für das Halten von Gold dessen Stabilität in Krisenzeiten, seine Funktion als Wertspeicher und als Diversifizierungsinstrument im Portfolio. Für Schwellenländer sei zudem politische Resilienz ein entscheidendes Motiv: Über die Hälfte verwiesen auf diesen Aspekt. 78 Prozent betonten, dass Gold kein Ausfallrisiko mit sich bringt.
Drei Jahre mit mehr als 1.000 Tonnen Käufen
In jedem der vergangenen drei Jahre kauften Zentralbanken über 1.000 Tonnen Gold. Laut der Analysefirma Metals Focus dürfte dieser Trend auch 2025 anhalten. Damit setzen die Notenbanken einen langfristigen Kurs fort: Seit über 15 Jahren sind sie Nettokäufer und haben damit den vorherigen Bärenmarkt aus den 1990er-Jahren hinter sich gelassen.
Gold überholt Euro in globalen Reserven
Ein bemerkenswerter Meilenstein: Ende 2024 überholte Gold den Euro als zweitgrößte Reserveposition in den Portfolios der Zentralbanken weltweit. Der Anteil des US-Dollar ging weiter zurück und liegt inzwischen bei 46 Prozent – ein Tiefstand, der auch mit dem hohen US-Haushaltsdefizit zusammenhängt. (mb/Bloomberg)