Der Indexanbieter MSCI rechnet mit einem weiteren Anstieg bei der Zahl der Börsenbarometer. "Es wird noch viel mehr Indizes geben", sagte MSCI-Chef Henry Fernandez im Interview mit der Wirtschaftszeitung "Handelsblatt". Das Haus werde seine "Index-Fabrik", wie Fernandez es nennt, immer weiter ausbauen. MSCI zählt zusammen mit S&P Dow Jones Indices sowie FTSE Russell, der Indexsparte der London Stock Exchange Group (LSEG), zu den Schwergewichten im Geschäft mit Börsenmesslatten.

Auf die drei Häuser entfallen rund 70 Prozent des Gesamtumsatzes mit Indizes. Die Branche erzielte 2024 einen Umsatz in Höhe von 6,4 Milliarden US-Dollar, zeigen Daten des Analysehaus Burton Taylor. Wie hoch wiederum die Zahl der Indizes weltweit überhaupt ist, bleibt allerdings im Dunkeln. Der Lobbyverband der Barometerbauer, die Index Industry Association, veröffentlicht keine aktuellen Angaben mehr. Bei der letzten Nennung im Jahr 2018 steuerte die Zahl auf die Marke von vier Millionen Indizes zu.

"Wir sind nur ein Spiegelbild"
Kritiker monieren eine beherrschende Marktstellung von MSCI, S&P Dow Jones sowie der LSEG. Billionen an Anlegergeldern seien an die Entwicklung der Messlatten gekoppelt. Anpassungen bei den Indizes würden zu enormen Verschiebungen führen. "Wir sind nur ein Spiegelbild dessen, was auf den globalen Märkten passiert", argumentiert Fernandez in dem "Handelsblatt"-Interview. "Mit unseren Indizes standardisieren wir lediglich dieses Spiegelbild." Sein Unternehmen versuche nicht, Geld in die eine oder andere Richtung zu bewegen.


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Der Siegeszug von börsengehandelten Fonds (ETFs), die meist die Entwicklung von Indizes nachzeichnen, hat den Messlatten zudem eine andere Rolle angedeihen lassen. Statt nur die Entwicklung nachzuzeichnen, werden Indizes zunehmend selbst zum Anlageinstrument. Dies könne die Märkte verzerren, kritisieren Branchenbeobachter. Denn immer mehr Geld fließe in die Wertpapiere von Indexschwergewichten.

"Das liegt nicht an unseren Indizes"
"In unseren US-Indizes haben zwar die Top Ten ein sehr großes Gewicht, und auch unser Index MSCI World wird von den zehn größten US-Werten dominiert", räumt Fernandez in dem Interview ein. "Aber das liegt nicht an unseren Indizes." Das Geld fließe nun einmal dahin, wo Investoren das größte Potenzial bei Umsatz, Wachstum und Gewinnen sehen würden. "Das war aber schon immer so", meint der MSCI-Chef. In den 1970er Jahren etwa hätten Ölkonzerne die höchste Marktkapitalisierung gehabt. "Damals gab es noch keine ETFs, und Indizes spielten eine nur sehr untergeordnete Rolle." (ert)