Morningstar-Analyse: Europas ETF-Markt muss Federn lassen
Die Kapitalzuflüsse in den europäischen ETF-Markt verringerten sich von April bis Juni um mehr als 60 Prozent gegenüber dem ersten Quartal, wie eine aktuelle Analyse von Morningstar zeigt.
Der europäische Markt für börsengehandelte Fonds verzeichnete im zweiten Quartal 2022 Kapitalzuflüsse in Höhe von 15,8 Milliarden Euro – ein deutlicher Rückgang gegenüber den Kapitalströmen des ersten Quartals in Höhe von 42,9 Milliarden, wie aus einer Morningstar-Analyse hervorgeht. Die bestehenden geldpolitischen wie auch geopolitischen Risiken verunsichern die Anleger und sind maßgeblich für die Vorsicht der vergangenen Wochen verantwortlich.
Verwaltetes Vermögen nimmt deutlich ab
Trotz der Mittelzuflüsse sank im Verlauf des zweiten Quartals das in europäischen ETFs verwaltete Vermögen von 1,42 Billionen auf 1,31 Billionen Euro. Dies spiegelt die weit verbreitete negative Stimmung an den Finanzmärkten in diesem Zeitraum wider. Zuflüsse in ESG-ETFs (Environment, Social, Governance) stachen in der Analyse zuletzt deutlich hervor, blieben insgesamt aber weitgehend stabil: So beliefen sich diese auf 6,7 Milliarden Euro; das entsprach 42 Prozent der gesamten Zuflüsse in ETFs im zweiten Quartal. Das Vermögen der europäischen ESG-ETFs sank von 232 Milliarden im ersten Quartal auf 216 Milliarden Euro.
iShares führt Ranking bei Mittelflüssen an
Strategische Beta-ETFs erzielten Nettozuflüsse in Höhe von 3,4 Milliarden Euro im Vergleich zu 7,5 Milliarden Euro im ersten Quartal. Der Großteil der Zuflüsse entfiel auf Produkte, die auf Dividendenstrategien spezialisiert sind. Zuflüsse in Themen-ETFs beliefen sich auf insgesamt 0,6 Milliarden Euro. Damit war Q2 2022 erst das zweite Quartal mit Zuflüssen unter einer Milliarde Euro seit 2019. Das Gesamtvermögen in diesen Fonds sank von 35,5 Milliarden im ersten Quartal auf 31,2 Milliarden Euro. Auf Anbieterseite hat iShares den Spitzenplatz inne und führte im zweiten Quartal die Rangliste bei den Mittelflüssen mit 9,6 Milliarden Euro an.
Anleger bevorzugen weiter Aktien-ETFs
"Insgesamt sehen wir, dass Anleger weiterhin Aktienmarktengagements als Asset-Klasse bevorzugen. So flossen etwa 87 Prozent der gesamten Kapitalströme im ETF-Markt in Höhe von 13,8 Milliarden Euro in Aktien-ETFs", erklärt Jose Garcia-Zarate, Associate Director Passive Strategies bei Morningstar. "Obwohl das Vermögen in Aktien-ETFs im vorherigen Quartal um 85 Milliarden Euro zurückging, beobachten wir einen weiter anhaltenden Trend hin zu dieser Fondsgattung. Aus börsengehandelten Rohstoffprodukten zogen die Anleger 1,5 Milliarden Euro ab, nachdem diese Produkte im ersten Quartal Nettozuflüsse in Höhe von 6,9 Milliarden Euro erzielt hatten." (mb)