Fünf internationale Vermögensverwalter stellten sich in Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Wien den Fragen von Dachfondsmanagern, Privatbankern und gewerblichen Vermögensberatern. Im Zentrum standen natürlich auch das Ergebnis der US-Wahl und die damit verbundenen Auswirkungen auf die unterschiedlichen Märkte. Mit von der Partie waren diesmal Columbia Threadneedle, Franklin Templeton, Schroders, DWS und Pimco.

Höhere Inflation wieder in Sicht
Den Anfang machte in Wien Anna Podoprigora, Fondsmanagerin im Bereich Multi-Asset beim britischen Asset Manager Schroders. Podoprigora argumentierte gleich zu Beginn ihres Vortrags, dass man mit einer starren Multi-Asset-Gewichtung von 60 Prozent Aktien zu 40 Prozent Anleihen zwar in der Vergangenheit gut performen konnte, mittlerweile habe sich das Blatt jedoch gewendet. Während früher vor allem die Zentralbankpolitik für Unterstützung sorgte, müsse man nun deutlich aktiver an die Sache herangehen. "Jetzt sieht es anders aus, die Deglobalisierung schreitet voran, und die Inflation ist deutlich gestiegen. Wir gehen insgesamt von einer strukturell höheren Inflation aus, die in Wellen kommen wird." Ein modernes Multi-Asset-Portfolio muss laut Podoprigora daher deutlich diversifizierter sein als früher. Dazu nutzt die Managerin unter anderem Optionen als Investmentinstrument. In der jüngeren Vergangenheit waren Rohstoffinvestments und andere alternative Investments von Vorteil. "Es ist wichtig, keine starre Allocation zu fahren, sondern die besten Sektoren und Assetklassen zu finden. Aktuell setzen wir auch auf Cat Bonds. Seit Jahresanfang konnten wir allein in diesem Segment eine Performance von 13 Prozent generieren."

Nebenwerte wieder günstig bewertet
Einen Überblick über die Vorteile globaler Nebenwerte gab im Anschluss Charlotte Friedrichs, Portfoliomanagerin bei Columbia Threadneedle. Die Fondsmanagerin betonte die langfristige Outperformance von Small Caps gegenüber Large Caps. Aktuell sind Nebenwerte laut Friedrichs wieder günstig bewertet und daher einen Blick wert: "Viele Unternehmen sind wieder günstig zu haben und weisen einen Abschlag von zehn bis 15 Prozent auf. Wir suchen dabei jene Unternehmen, die über einen tatsächlichen Wettbewerbsvorteil verfügen und entsprechend langfristig interessante Renditen liefern können." Das Fondsmanagement setzt auf ein Portfolio aus 70 bis 90 Titeln weltweit. Als Beispiel nennt die Managerin etwa das US-Unternehmen WD-40. Der Hersteller von Schmierstoffen befindet sich seit Auflage des Fonds im Portfolio und besticht durch eine starke Markenstrategie. In den USA dominiert das Unternehmen 80 Prozent des Marktes. Durch das Ergebnis der US-Wahl sieht Friedrichs vor allem Unternehmen im Vorteil, die den Großteil ihrer Erträge in den USA erwirtschaften: "Der Fokus wird in den USA künftig auf der Binnenwirtschaft liegen. Auf Sektorebene werden wahrscheinlich Deregulierungsmaßnahmen auch von Vorteil für die Finanzwirtschaft sein." Als Risiko für Nebenwerte sieht die Portfoliomanagerin langsamere Zinssenkungen, die sich negativ auf den Small-Cap-Bereich auswirken könnten.

Sanfte Landung in den USA
André Persau vom Global-Wealth-Management-Team bei Pimco gab einen umfangreichen volkswirtschaftlichen Ausblick auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten. Aktuell geht er davon aus, dass es in den USA konjunkturell eine sanfte Landung geben wird, auch wenn die Gefahr einer Rezession nicht vollständig gebannt ist. "Die höheren Zinsen kommen schließlich bereits im Markt an und wirken sich entsprechend aus", so Persau. Insgesamt ist er der Meinung, dass die USA stärker von der aktuellen Gemengelage profitieren werden als die Eurozone. Zudem sieht er in den USA stärkere Wachstumstendenzen als in Europa, da man über dem großen Teich stärker von KI profitieren werde. Außerdem sind die USA im Hinblick auf Energiepreise deutlich autonomer, und die Abhängigkeit von China ist nicht im gleichen Ausmaß vorhanden wie in Europa. Auf Ebene der Inflation erwartet er eine weitere Normalisierung. "In Teilbereichen, etwa im Dienstleistungsbereich, ist die Inflation weiterhin höher; hier erwarten wir allerdings mittelfristig eine Angleichung." Persau glaubt jedenfalls, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, in Anleihen umzuschichten, da die aktuelle Zinssituation Potenzial für aktienähnliche Renditen bei moderatem Risiko biete.

KI könnte "Growth" weiter beflügeln
Auf die Frage, warum "Growth" weiterhin besser als "Value" ist, ging im Anschluss Thomas Bucher, Managing Director und Portfoliomanager bei der DWS, ein. Für den erfahrenen Aktienprofi sind Wachstumswerte eine Option auf Innovationen. Bucher hebt hervor, dass auch wenn Value Growth historisch outperformt hat, sich die Sache in den vergangenen 18 Jahren anders dargestellt hat und sich daran zumindest in naher Zukunft nicht viel ändern muss: "In den vergangenen 18 Jahren hatten Wachstumstitel nur in den Jahren 2016 und 2022 das Nachsehen. In den vergangenen 20 Jahren konnten Wachstumswerte ihre Gewinne im Durchschnitt verdreifachen." Das große Thema für eine Fortsetzung des Wachstums sieht der DWS-Manager im KI-Bereich. "Auch wenn die Bewertungen bei Wachstumswerten hoch sind, zeigt sich, dass allein die 'Magnificent Seven' in diesem Jahr 600 Milliarden US-Dollar an Gewinnen vereinnahmen konnten, und 2025 werden es 700 Milliarden sein. Der Trend könnte sich also weiter fortsetzen."

Asien ist nicht gleich Asien
Eine Lanze für die asiatischen Aktienmärkte bricht Martin Bechtloff, Vice President, ETF Distribution Global ETFs bei Franklin Templeton. "Das Tempo der Veränderung ist in vielen asiatischen Ländern extrem hoch. Vor allem die Geschwindigkeit der Entwicklung in Indien ist massiv. Und Indien wird weiter aufsteigen", ist Bechtloff sicher. Natürlich gibt der Experte auch zu, dass es in den Märkten durchaus Probleme gebe, aber: "Asien ist nicht gleich Asien. Indien bietet politische Stabilität, und es wird dort massiv in die Infrastruktur investiert. Die Unternehmensgewinne wachsen aktuell um 16,5 Prozent pro Jahr. Und der große Vorteil ist, dass die Inder selbst massiv in ihren eigenen Markt investieren. IPOs sind aufgrund der Inlandsnachfrage oft zwei- bis dreifach überzeichnet." 60 Prozent des BIPs kommen bereits aus dem Inlandskonsum. Diese Entwicklung macht das Land auch weniger anfällig für mögliche Strafzölle in den USA. China sei hier deutlich stärker betroffen. Für Asien insgesamt spricht laut Bechtloff auch der KI-Boom, schließlich befindet sich ein Großteil der weltweiten Halbleiterindustrie in der Region. (gp)