Angesichts der Möglichkeit steigender Zinsen im Laufe dieses Jahres erscheinen Finanztitel - Versicherungs- und Bankaktien - wenig attraktiv. Der zuständige Sektor-Manager des britischen Investmenthauses M&G sieht dies jedoch anders: David Jane (36), der im Jahr 2000 von AXA Investment Managers zur Prudential-Tochter M&G wechselte, verweist darauf, dass trotz der Turbulenzen der letzten zwei Jahre an den Finanzmärkten - Stichwort "Enron" - keine Bank ernsthafte Probleme bekommen habe. Jane: "Da wurde, ohne dass es den Investoren großartig aufgefallen wäre, ein jahrzehntealter Zyklus durchbrochen - die Banken haben gelernt, sich gegen größere Pleitewellen zu schützen. Wenn ein Konzern wie Worldcom früher Probleme hatte, verloren große Banken auf einen Schlag drei Milliarden US-Dollar, heute verliert eine große Bank in solchen Fällen höchstens 100 Millionen US-Dollar. Damit ist die gesamte Branche weniger zyklisch geworden."

Insgesamt seit Branche heute auch weniger von den Zinszyklen abhängig - die alte Regel, wonach Versicherer gegenüber Zinsanstiegen am langen und Banken gegenüber Anstiegen am kurzen Ende sensibel seien, stimme so nicht mehr. Jane: "Die Finanzinstitute sind heute wesentlich weniger zinsempfindlich, weil sie sich stärker auf den Produktverkauf konzentrieren. Hinzu kommt, dass aufgrund des insgesamt niedrigeren Inflationsniveaus auch die Unternehmen und Haushalte weniger zinsempfindlich sind als in früheren Perioden." Aus der Sicht des Investors macht die stärkere Produktvertriebsorientierung der Banken und Versicherungen Aktien dieser Unternehmen nach Ansicht von Jane deshalb interessanter, weil diese Geschäftssparte wesentlich lukrativer sei, als das klassische Zinsdifferenzgeschäft. Jane dazu: "Aus der Ertragssicht ist am Produktverkauf - das gilt für das Kreditkartengeschäft ebenso wie für den Vertrieb von Spar- und Vorsorgeprodukten -   vor allem der geringe Kapitalbedarf interessant." Der Fondsmanager rät konkret zur Übergewichtung von Retail- und Commerzbanken, die seiner Einschätzung nach von einer allfälligen zyklischen Erholung überproportionalen profitieren sollten. Namentlich empfiehlt er europäische Häuser wie die Erste Bank (A), die Société Générale (F), Banco Popular (E), Deutsche Bank (D) oder die italienische Uni Credito.

In Fernost ist der Fondsmanager für den koreanischen Markt weiter optimistisch, in Japan konzentriert er sich Immobilientitel: "In Japan sind wir bereits im Sommer des Vorjahres ausgestiegen, derzeit deutet alles darauf hin, dass es zu einer Reinflation in Japan kommen wird, weshalb wir in Immobilienwerte investieren. Der japanische Immobilienmarkt ist heute wieder billiger als in europäischen Metropolen wie London und weist Renditen von 4 bis 6 Prozent auf - sollte die Inflation anspringen, wird dieser Bereich unmittelbar profitieren."

Die Konvergenzentwicklung in den Reformstaaten sieht Jane als attraktive Chance, investiert wird in seinem Fonds allerdings nur indirekt über Häuser wie die österreichische Erste Bank, die sich seiner Ansicht nach in diesen Staaten gut positioniert hat.

In Deutschland beobachtet der Bankenexperte nach wie vor zu hohe Kosten und eine zu geringe Produktivität. Britische oder niederländische Banken verkaufen seiner Aussage nach an halb so viele Kunden doppelt so viele Produkte wie deutsche Banken. Hier müsse es in den nächsten Jahren gelingen die Effizienzvorteile, die deutsche Banken dank ihrer hochgerüstete EDV eigentlich haben müssten, auch im realen Geschäft umzusetzen. Das größte Problem dabei seien Landesbanken, die in Teilbereichen gar keinen Ehrgeiz hätten, ein Geschäft zu machen.

Bei Finanzvertriebsaktien wie MLP oder AWD äußert sich Jane zurückhaltend. Während er MLP bis 2001 im Depot gehabt habe und laufend beobachte, hält er AWD für wenig attraktiv, weil sich das Unternehmen auf eine Klientel konzentriert, die von den Banken langfristig besser bedient werden könne.

Der M&G Global Financials Fund gehört im Jahresrückblick zu den besten fünf in Deutschland und Österreich zugelassenen Branchenfonds seiner Klasse. Den S&P Sektorindex hat er seit März 2001 (Fondsstart 2.3.2001) um rund acht Prozent outperformed. Das Fondsvolumen liegt derzeit bei 52 Millionen Euro, der Fonds ist international diversifiziert, etwa die Hälfte des Fondsvermögens ist in US-Titel investiert, der überwiegende Rest in Europa.