Anleger reduzieren ihr Engagement in den USA zunehmend, berichtet der Investmentberater Mercer. Eine wachsende Zahl der 3.900 Kunden mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 17 Billionen US-Dollar verlagert Kapital nach Europa, Japan und in andere Regionen, sagte Hooman Kaveh, Global Chief Investment Officer des in New York ansässigen Unternehmens. Grund seien Sorgen über Zölle, das steigende Defizit und die Aussicht auf einen schwächeren Dollar.

Trumps zweite Amtszeit als Wendepunkt
Der Beginn von Trumps zweiter Amtszeit "war ein Auslöser für echte Diversifizierung", erklärte Kaveh im Interview mit der Nachrichtenagentur "Bloomberg". "Wir sehen das eindeutig in den Portfolios unserer Kunden, wo die Mittel in die Diversifizierung von Märkten, Regionen, Anlageklassen und Währungen fließen."

Handelskonflikte belasten US-Märkte
Die Unsicherheit über Trumps Handelskonflikte hatte die globalen Märkte bereits Anfang April erschüttert. US-Aktien und Staatsanleihen fielen unmittelbar nach seiner "Liberation Day"-Ankündigung. Zwar erholten sie sich später, doch US-Aktien haben für in Dollar rechnende Investoren in diesem Jahr schlechter abgeschnitten als die meisten internationalen Pendants.

"Zölle sind schwer einzuschätzen, da sie Gewinnmargen schmälern oder weitergegeben werden und so die Inflation anheizen könnten", sagte Kaveh. "Wenn Zölle die Preise nach oben treiben und der schwächere Dollar potenziell die Inflation verstärken kann, würde das der Fed die Zinssenkungen erheblich erschweren."

Die breite Unterstützung der Trump-Regierung für einen schwächeren Dollar sei "die Achillesferse des aktuellen Ansatzes", da sie die durch Zölle verursachte Inflation verstärke, fügte er hinzu.

Politischer Druck "drängt Fed in die Enge"
Trumps wiederholte Kritik an Notenbankchef Jerome Powell wegen zu langsamer Zinssenkungen sowie seine Versuche, Fed-Gouverneurin Lisa Cook zu entlassen, hätten die Abkehr von US-Vermögenswerten zusätzlich beschleunigt, so Kaveh.

"Die Politisierung der Fed drängt die Fed in die Enge", sagte er. "Der klare Fokus auf Inflation und Beschäftigung verschwimmt jetzt. Das sind keine guten Nachrichten. Es spricht für Diversifizierung."

Anleger setzen auf Europa, Japan und KI
Die Kunden von Mercer erhöhen inzwischen ihre Allokationen in europäischen und japanischen Aktien, deren Bewertungen im Vergleich zu den USA attraktiver erscheinen. Zudem fließt Kapital verstärkt in private Märkte – darunter Wagniskapital, das vom Boom der künstlichen Intelligenz profitieren soll.

"Die Mehrheit unserer Kunden scheint zu glauben, dass künstliche Intelligenz in den nächsten fünf bis zehn Jahren ein sehr bedeutender Treiber des makroökonomischen Umfelds sein wird", sagte Kaveh. (mb/Bloomberg)