Die US-Technologiegiganten Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta, Nvidia und Tesla – oder kurz "Magnificent 7" – prägen die Entwicklung der US-Börsen wie nie zuvor. Während Befürworter außergewöhnliche Wachstumsraten hervorheben, warnen Kritiker vor gefährlichen Klumpenrisiken durch zu starke Marktkonzentration.

Viele Investoren befürchten, dass die Rally auf tönernen Füßen steht. Sollte ein Riese wie Nvidia oder Microsoft schwächeln, könnte der Aufwärtstrend abrupt enden. Portfolios litten zudem unter mangelnder Diversifikation. Andere Stimmen halten die Sorgen für übertrieben und verweisen auf historische Parallelen, in denen ebenfalls wenige Mega Caps die Märkte trugen.

Sechs Konzerne mit 30 Prozent des S&P 500
Nvidia, Microsoft, Apple, Alphabet, Amazon und Meta machen inzwischen über 30 Prozent des S&P 500 aus – mehr als das Dreifache ihres Anteils vor zehn Jahren. Allein Nvidia, Microsoft und Meta steuerten fast die Hälfte des diesjährigen Indexanstiegs bei.

Scott Chronert von Citi Research sieht die Konzentration positiv: "Die PEG-Ratio der 'Mag 7' unterscheidet sich nicht wesentlich vom Rest des Marktes." Bewertungen seien kein Problem, "solange die Gewinnwachstums-Erwartungen erreicht oder übertroffen" würden.

Tatsächlich steigerten die größten Tech-Konzerne ihre Gewinne im zweiten Quartal um 26 Prozent – deutlich mehr als die erwarteten 15 Prozent. Damit tragen sie wesentlich zur Gewinnentwicklung im gesamten S&P 500 bei.

"Wer im S&P 500 investiert ist, ist nicht diversifiziert"
Die Tech-Giganten generieren enorme Cashflows – unabhängig von der Konjunktur. Damit gelten sie zugleich als Wachstums- und Defensivtitel. Hinzu kommt, dass sie von aktuellen handelspolitischen Ausnahmen der Trump-Regierung profitieren.

"Auf Seite eins im Finanzlehrbuch steht, dass man diversifizieren soll. Heute gilt: Wer im S&P 500 investiert ist, ist nicht diversifiziert", warnt Apollo-Chefökonom Torsten Slok. Nvidia allein macht fast acht Prozent des Index aus – das höchste Einzelgewicht seit Beginn der Datenerhebung.

Historische Parallelen: Von Apple bis zur Dotcom-Blase
Apple war über weite Teile der letzten Dekade das wertvollste Unternehmen der Welt und verzeichnete von 2011 bis 2024 ein Kursplus von mehr als 1.600 Prozent. Wer die Aktie nicht hielt, blieb hinter den Benchmarks zurück.

Doch es gibt auch Gegenbeispiele: In der Dotcom-Blase oder in den 1970er-Jahren brachen einst unerschütterlich scheinende Titel ein. "Darunter waren scheinbar unerschütterliche Namen wie Kodak, Polaroid, Kresge (Kmart) und JC Penney – alle später vor dem Insolvenzgericht", erinnert Steve Sosnick von Interactive Brokers.

Führungswechsel möglich
Eine Analyse von Furey Research Partners zeigt, dass Phasen hoher Marktkonzentration oft Vorboten für Führungswechsel am Aktienmarkt waren. Eine Rotation zugunsten kleinerer Werte könnte bevorstehen.

"Die Lehre lautet: Technologie schreitet voran", sagt Sosnick. "IBM war einst eines dieser Schwergewichte, Intel der Halbleiterwert. Heute dominieren andere – und auch sie könnten abgelöst werden." (mb/Bloomberg)