Märkte alarmiert: Trump-Kandidat überrascht mit "drittem Fed-Mandat"
Ein drittes Mandat für die Fed? US-Präsident Donald Trumps Kandidat Stephen Miran verweist auf lange vergessene Regeln. Experten warnen: Die Regierung könnte die Geldpolitik nutzen, um langfristige Zinsen zu steuern – mit möglichen Folgen für Inflation und Fed-Unabhängigkeit.
Für Generationen an der Wall Street galt es als unumstößlich: Das "duale Mandat" der Federal Reserve – Preisstabilität und maximale Beschäftigung – bestimmt die Zinspolitik. Von Alan Greenspan bis Jerome Powell beriefen sich Fed-Chefs stets darauf.
Umso mehr Aufsehen erregte US-Präsident Donald Trumps Kandidat für den Posten eines Fed-Gouverneurs, Stephen Miran, als er in einer Anhörung ein drittes Mandat nannte: Die Notenbank müsse auch "moderate langfristige Zinssätze" anstreben.
Vergessene Klausel in den Fed-Statuten
Zur Überraschung vieler zitierte Miran damit einen lange übersehenen Teil der Fed-Satzung. Marktbeobachter wie Andrew Brenner von Natalliance Securities sehen darin ein Signal: Die Regierung könnte versuchen, die Renditen langfristiger Staatsanleihen gezielt zu beeinflussen.
"Diese Klausel gibt der Fed deutlich stärkeren Einfluss auf langfristige Zinsen", schrieb Brenner. Noch seien keine Maßnahmen ergriffen worden. Die Renditen seien zuletzt gesunken, da der schwächere Arbeitsmarkt Zinssenkungen wahrscheinlicher mache. Doch Investoren kalkulieren bereits unkonventionelle Eingriffe ein.
Risiken für Inflation
Langfristige US-Renditen sind entscheidend für Hypotheken und Unternehmenskredite. Finanzminister Scott Bessent verwies zuletzt ebenfalls auf die drei Mandate und betonte die Bedeutung niedriger Hypothekenzinsen. "Dies hat eindeutig Priorität", da die Regierung den Wohnungsmarkt ankurbeln will, sagte Lisa Hornby, Leiterin US Fixed Income bei Schroders, auf "Bloomberg Television".
Sollten Langläufer-Renditen trotz Zinssenkungen hoch bleiben, wären verschiedene Optionen denkbar: verstärkter Verkauf kurzfristiger Bills, Anleiherückkäufe oder neue QE-Programme. Historische Vorbilder sind "Operation Twist" in den 1960ern, massive Käufe in der Finanzkrise oder während der Pandemie.

Könnte genutzt werden, "fast alles zu rechtfertigen"
Fed-Historiker Gary Richardson warnte: "Wir befinden uns nicht in einem großen Krieg, nicht in einer Depression. Jetzt sieht es so aus, als wolle Trump dies einfach tun."
Manche Investoren fürchten, eine politisierte Fed könnte die Inflation verschärfen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen lag im Januar bei 4,8 Prozent – unter dem historischen Schnitt von 5,8 Prozent. "Es fällt mir schwer zu sagen, was moderat bedeutet", sagte Mark Spindel, Investmentchef bei Potomac River Capital. Die Mehrdeutigkeit der Formulierung in Bezug auf moderate langfristige Zinsen bedeute, dass sie dazu verwendet werden könnte, "fast alles zu rechtfertigen".

Investoren sichern sich ab
Spindel setzt deshalb auf inflationsgeschützte Anleihen (TIPS) als Absicherung gegen eine mögliche Politisierung der Fed. Auch Longtail-Alpha-Gründer Vineer Bhansali betonte: "Die Fed wird letztlich tun müssen, was der Präsident und die Finanzbehörden wollen – höhere Inflation hin oder her." (mb/Bloomberg)















