Loys-Chef zum Goldpreis: "Die klassische Logik greift nicht mehr"
Ufuk Boydak, der Vorstandsvorsitzende der Fondsboutique Loys, führt die Goldpreis-Rally nicht nur auf Inflation, Zinspolitik oder geopolitische Spannungen zurück, sondern vor allem auf eine "tektonische Verschiebung" im internationalen Finanzsystem.
Die Rekordjagd des Goldpreises spiegelt weit mehr als nur Marktvolatilität oder Spekulation, meint Ufuk Boydak. "Inmitten globaler Unsicherheiten und wachsender Zweifel am US-Dollar als Leitwährung wandelt sich Gold zunehmend vom Nischeninvestment zum zentralen Anker einer neuen geopolitischen Finanzordnung", ist der Vorstandschef der Investmentboutique Loys überzeugt.
Boydak führt die Entwicklung nicht allein auf Inflation, Zinspolitik oder geopolitische Spannungen zurück, sondern vor allem auf eine "tektonische Verschiebung" im internationalen Finanzsystem, wie er es nennt: "Das jahrzehntelang dominante Dollar-System verliert an Vertrauen – Gold tritt an seine Stelle", so der Fondsmanager. "Wieder, muss man sagen, denn es wäre eine Rückkehr zu den Wurzeln des goldgedeckten Währungssystems."
Anti-Dollar
Zentralbanken weltweit hätten diese Entwicklung mit angeschoben. Schon seit der Finanzkrise 2008 treten sie als Nettokäufer auf. 2024 lagen ihre Käufe das dritte Jahr in Folge bei mehr als 1.000 Tonnen. Die Motive seien mehrschichtig, so Boydak. Gold könne nicht wie Dollar- oder Euro-Guthaben eingefroren werden, sei politisch neutral und biete Schutz vor Sanktionen, Währungsabwertung und Kapitalmarktrisiken. "Das ist auch eine Antwort auf die gezielte Nutzung des US-Dollar als geopolitisches Machtinstrument", ist der Loys-Chef überzeugt.
Die starke Nachfrage sorge für eine historische Entkopplung: "Trotz hoher Realzinsen steigt der Goldpreis weiter", hat Boydak beobachtet. "Die klassische Logik – steigende Zinsen schwächen das nicht zinstragende Gold – greift nicht mehr." Stattdessen überlagerten das Misstrauen gegenüber Staatsanleihen, insbesondere US-Treasuries, und die Angst vor einer Stagflation die Zinskomponente. Gold werde als Anti-Dollar betrachtet, meint Boydak, als stabile Alternative in einem instabilen System. (fp)