Lazard-Manager: "Schwellenländer werden attraktiver"
Aktien aus Schwellenländer hui, US- und europäische Aktien pfui. So lässt sich die Meinung von James Donald, Leiter Emerging Markets bei Lazard Asset Management, zusammenfassen. Dafür sprechen aus Sicht des Experten unter anderem die sich verbessernden Fundamentaldaten dieser Länder.
Die Erholung der Schwellenländeraktien dürfte sich 2023 fortsetzen. Davon ist James Donald, Leiter der Emerging-Markets-Plattform bei Lazard Asset Management, überzeugt. "Wir gehen davon aus, dass sich die Differenz zwischen den Wachstumsraten in den Schwellenländern und den Industrienationen 2023 zugunsten der Emerging Markets ausweiten wird", schreibt Donald in einer Markteinschätzung. Der Investmentprofi führt dazu unter anderem eine erwartete Ausweitung des Wachstumsvorsprungs der Schwellenländer gegenüber den Industrienationen, die nachlassende Inflation, einen sich abschwächenden US-Dollar und bessere Fundamentaldaten der aufstrebenden Volkswirtschaften an.
So weisen Frühindikatoren wie etwa die Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden Gewerbes auf Wachstum hin. "Das heißt für Anleger: Im Vergleich zu den Industrienationen werden die Schwellenländer im Jahr 2023 attraktiver werden", erklärt Donald. Er betont zudem, dass sich die durchschnittliche Rentabilität der Unternehmen in den Schwellenländern weiter erholt habe. Nach einem Rückgang auf neun Prozent während der Pandemie sei die Rentabilität oder Eigenkapitalrendite (Return on Equity, ROE) in den Schwellenländern um fünf auf etwa 14 Prozent zum Ende des Jahres 2022 gestiegen. "Trotz eines Rückgangs des Verschuldungsgrads und einem geringeren Kapital- und Warenumschlag von Unternehmen, welche sich negativ auf die Rentabilität auswirken, sehen wir einen Anstieg der Eigenkapitalrenditen, der wiederum auf bessere Nettogewinnmargen zurückzuführen ist", erklärt Donald.
Nachlassende Inflation
Auch die Tatsache, dass die Inflation in vielen Ländern im Verlauf des Jahres 2023 nachlassen dürfte, wirke sich positiv auf die Schwellenländer aus. "Die erwartete Verlangsamung der Inflation und die sich abschwächenden Aussichten für das Wirtschaftswachstum könnten es vielen Zentralbanken in diesen Regionen ermöglichen, sich in diesem Jahr eher auf Zinssenkungen als auf Zinserhöhungen zu konzentrieren", sagt James Donald.
Darüber hinaus bleibe die Entwicklung des US-Dollars ein entscheidender Einflussfaktor für die Entwicklung der Schwellenländer: Der Trade Weighted US Dollar Index, ein handelsgewichteter Dollar-Index, der die US-Devise mittels eines Währungskorbs mit 26 Währungen vergleicht, korreliere tendenziell negativ mit der realen Aktivität der Schwellenländer. "Wir sehen Hinweise, dass sich die Bedingungen für eine weitere Schwächung des Dollar herausbilden", führt Donald aus. "So dürfte sich das US-Leistungsbilanzdefizit in den Jahren 2024 bis 2025 weiter verschlechtern und das Wirtschaftswachstum in den USA im Vergleich zum Euroraum oder den Schwellenländern zurückgehen."
Emerging-Markets-Aktien so günstig wie lange nicht mehr
Für ein Investment in Schwellenländeraktien sprechen aus Sicht Donalds letztlich auch die aktuell sehr günstigen Bewertungen – sowohl auf der Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) als auch des Kurs-Buch-Verhältnisses (KBV), in absoluten Zahlen und im Vergleich zu den Aktien der Industrieländer.
Schwellenländeraktien würden mit einem Abschlag von 35 Prozent beim KGV und 44 Prozent beim KBV gegenüber den Industrieländern gehandelt und seien damit so günstig bewertet wie seit fast zwei Jahrzehnten nicht. "Wir sind davon überzeugt, dass Schwellenländeraktien eine der am stärksten fehlbewerteten Anlageklassen sind, mit attraktiven Bewertungen im Vergleich zu historischen Niveaus", sagt der Schwellenländerexperte. (jb)