"Wenn die eingehenden Daten unsere Annahmen bestätigen, ist die Richtung klar, und wir gehen davon aus, dass wir die Zinsen weiter senken werden", erklärte Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, am Montag (16.12.). Zwar sei die Inflation im Dienstleistungssektor noch zu hoch, doch aktuelle Daten deuteten auf eine Abwärtskorrektur in den kommenden Monaten hin. Zudem erwartet die EZB für 2025 eine Verlangsamung der Lohnanstiege auf etwa drei Prozent, was mit dem Zwei-Prozent-Inflationsziel vereinbar wäre.

Risiken bleiben erheblich
Allerdings warnte EZB-Ratsmitglied Martins Kazaks davor, die Zinsen zu weit zu senken. Der Notenbankchef Lettlands wäre "sehr, sehr vorsichtig", wenn es darum geht, unter ein neutrales Zinsniveau zu gehen. Er betonte, die europäische Wirtschaft sei nicht so schwach – und die Risiken, etwa geopolitische Konflikte oder ein ungünstiges Handelsumfeld, blieben erheblich.

Die EZB hat zuletzt vier Zinssenkungen vorgenommen und signalisiert weitere Lockerungen bis 2025. Ökonomen rechnen damit, dass der Einlagensatz bis Juni auf zwei Prozent und bis Herbst 2025 auf 1,75 Prozent fällt. Kazaks schloss größere Schritte zwar nicht aus, betonte jedoch die Notwendigkeit, strukturelle Schwächen der Wirtschaft anzugehen: "Wenn die strukturellen Fragen nicht gelöst werden, landen wir in einer Welt mit geringem Wachstum." (mb/Bloomberg)