Kapitalmarktstratege: Goldpreisanstieg lässt sich gut begründen
Gold zählt zu den Anlageklassen, die seit Jahresbeginn die höchste Wertentwicklung erzielt haben. Antea-Stratege Kornelius Purps sieht dabei mehrere Faktoren am Werk. Diese dürften auch in Zukunft den Wert des Edelmetalls stützen.
Vor allem die Nachfrage der Anleger, allen voran der Notenbanken, hat den Goldpreis in neue Höhen steigen lassen. Zu diesem Ergebnis kommt Kornelius Purps, Kapitalmarktstratege des Hamburger Vermögensverwalters Antea, in einer Analyse. "Mit einem Kursplus von knapp 30 Prozent zählt Gold zu den Anlageklassen, die bislang in diesem Jahr am besten performt haben", erläutert Purps. "Noch in keinem Jahr dieses Jahrtausends lag der Goldpreis Ende September so stark im Plus."
Das Angebot an physischem Gold sei in den vergangenen Jahren durch Minen und Recycling recht stabil geblieben. Die Nachfrage seitens der Schmuckindustrie sei seit einigen Jahren, mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020, ebenfalls relativ konstant. Die Nachfrage seitens der sonstigen Industrie weise eine leicht abnehmende Tendenz aus. "Es sind vielmehr die Anleger und die Zentralbanken, welche mit ihrem Nachfrageverhalten am stärksten zu Veränderungen des Goldpreises beitragen", erläutert Purps.
Kaufkraft erodiert
Als treibende Faktoren für die Nachfrage macht er die Inflationswelle aus. Diese habe den Menschen nach einer Phase vermeintlicher Geldwertstabilität vor Augen geführt, wie schnell und wie stark die Kaufkraft eines Euro oder eines US-Dollar erodieren könne. Der nahezu ungebremste Anstieg der Staatsverschuldung weltweit verstärke die Sorgen vor einer nächsten Inflationswelle. "Auch die anhaltenden geopolitischen Spannungen könnten ein Grund für das zunehmende Interesse der Anleger an Gold sein", vermutet Purps.
"Ferner dürften immer mehr Anleger Gold als Instrument zur Diversifikation ihrer Geldanlagen betrachten, insbesondere nachdem im Jahr 2022 die schwache Aktienmarktperformance nicht durch Erträge aus Anlagen in festverzinslichen Instrumenten ausgeglichen werden konnte", führt der Kapitalmarktstratege aus. Zudem seien viele Notenbanken bestrebt, ihre Devisenreserven vor allem zulasten ihrer US-Dollar-Bestände zu diversifizieren. "Ein wichtiger Auslöser hierfür dürfte die Beobachtung gewesen sein, wie im Zuge der Sanktionierung Russlands Devisenreserven eingefroren wurden", so Purps.
Aussichten positiv
Nahezu sämtliche beschriebenen Faktoren seien in den vergangenen Monaten zusammengekommen. Der Anstieg des Goldpreises in diesem Jahr lasse sich daher gut begründen. "Beim Blick nach vorn sind die Aussichten für den Goldpreis grundsätzlich positiv", ergänzt Purps. "Die meisten der kursstützenden Faktoren dürften eine gewisse Nachhaltigkeit aufweisen." (ert)