Der japanische Premierminister Shigeru Ishiba hat angekündigt, zurückzutreten. Nach zwei Wahlniederlagen in Folge war der Druck auf ihn stark gestiegen. Mit seinem Schritt löst er nun einen Wettstreit um die Nachfolge aus, der Anleger verunsichern dürfte.

"Nachdem ich die Handelsgespräche mit den USA zu Ende geführt habe, fühlte ich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, abzutreten und meinem Nachfolger Platz zu machen", sagte Ishiba am Sonntag (7.9.) auf einer Pressekonferenz in Tokio. Er bleibt im Amt, bis sein Nachfolger bestimmt ist.

Ende einer belasteten Amtszeit
Ishibas Rücktritt beendet eine Amtszeit, die von demütigenden Wahlergebnissen geprägt war. Die Liberaldemokratische Partei verlor ihre Mehrheiten in beiden Kammern des Parlaments. Für Investoren bleibt damit offen, welchen Kurs die Regierung künftig in der Finanzpolitik einschlagen wird.

Bis ein neuer Regierungschef gewählt ist – laut japanischen Medien könnte dies Anfang Oktober geschehen – bleibt die Unsicherheit bestehen.

Märkte reagieren: Yen fällt, Aktien steigen
Die Gefahr weiterer Instabilität belastete am Montagmorgen (8.9.) die japanische Währung. Der Yen fiel im Asienhandel um 0,7 Prozent gegenüber dem Dollar, nachdem er schon in der Vorwoche zu den schwächsten Währungen der führenden Industrienationen gezählt hatte.

Japans Aktienmärkte legten dagegen zu – Exportfirmen profitieren von einem schwächeren Yen.

Staatsanleihen unter Druck
Besonders verwundbar zeigen sich japanische Staatsanleihen mit langer Laufzeit. Anleger fürchten steigende Ausgaben des Staates. Die Renditen langfristiger Nippon-Bonds hatten in der Vorwoche bereits Mehrjahreshochs erreicht.

"Premierminister Ishiba war bekannt für seine strikte Haltung zur Haushaltsdisziplin", sagte Katsutoshi Inadome, Stratege bei Sumitomo Mitsui Trust Asset Management. "Es bleibt unklar, wer der nächste Premierminister wird. Doch es ist schwer vorstellbar, dass jemand kommt, der in Sachen Haushaltsdisziplin besser oder auch nur gleichwertig ist."

Machtkampf in der LDP
Die Liberaldemokraten wollten ursprünglich am Montag darüber abstimmen, ob die parteiinterne Wahl zum Vorsitzenden zwei Jahre vorgezogen wird. Diese Abstimmung drohte zu einem Misstrauensvotum gegen Ishiba zu werden. Nach seiner Rücktrittsankündigung entfällt sie – stattdessen startet sofort das Rennen um seine Nachfolge. (mb/Bloomberg)