Die Wall Street hat am Freitag (22.8.) das von vielen Händlern erhoffte Signal für baldige Zinssenkungen erhalten. Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Fed, sagte in seiner mit Spannung erwarteten Rede auf dem jährlichen Symposium in Jackson Hole: "Die veränderte Risikoverteilung könnte eine Anpassung unserer geldpolitischen Haltung rechtfertigen" – und schlug damit einen überraschend gemäßigten Ton an.

Der S&P 500 Index erholte sich von einem fünftägigen Rückgang und verzeichnete mit bis zu 1,7 Prozent seinen größten Zuwachs seit Ende Mai. Der Russell 2000 legte dank zins- und konjunktursensitiver Aktien um fast vier Prozent zu. Der Dollar gab nach, und risikoreiche Anlagen wie Bitcoin legten zu, da man erwartete, dass die Zentralbank das Wachstum mit ihrer Geldpolitik ankurbeln wird. Die Kurse von US-Staatsanleihen zogen an und drückten die Renditen zweijähriger Papiere um bis zu elf Basispunkte. Futures-Händler preisen eine Senkung der Leitzinsen im September nun als nahezu sicher ein.

"Die Fed wird den Anlegern keinen Gegenwind bereiten"
"Dies ist ein wichtiger Schritt für den Vorsitzenden Powell", sagte Matt Maley, Chef-Marktstratege bei Miller Tabak. "Die Frage für die Märkte ist nun, ob die Sorgen über ein verlangsamtes Wachstum zu sinkenden Gewinnen führen werden. Die Fed wird den Anlegern jedoch keinen nennenswerten Gegenwind bereiten."

"Die Rede trägt dazu bei, eine Zinssenkung im September zu bestätigen – ohne sie offiziell zu bestätigen –, aber nicht unbedingt einen umfassenden Senkungszyklus", sagte Kevin Gordon, leitender Anlagestratege bei Charles Schwab. "Die anfänglich positive Reaktion des Marktes spiegelt die Erleichterung und das Wohlbefinden wider, nicht völlig im Widerspruch zur Fed zu stehen."

"Wir müssen aufpassen"
Dan Carter, Portfoliomanager bei Fort Washington Investment Advisors, gab zu bedenken, dass die Daten der kommenden Wochen trotz Powells gemäßigterem Ton immer noch einige Risiken bergen. "Der Markt wird diesen Tonwechsel begrüßen", sagte er. "Aber ich denke, wir müssen aufpassen, nicht zu weit vorauszugreifen. Bis zur nächsten FOMC-Sitzung liegen noch viele Daten vor uns." (fp/Bloomberg)