Noch vor sechs Monaten herrschte am Aktienmarkt Optimismus, dass Japan von den neuen globalen Lieferketten profitieren könnte, die sich aus den angespannten Handelsbeziehungen zwischen den USA und China ergeben. Doch dann folgten die Zollandrohungen aus Washington, die für Japan mit seinem hohen Handelsüberschuss gegenüber den USA ein Schock waren. Naoki Kamiyama, Chefstratege bei Nikko Asset Management, setzt darauf, dass Japan aufgrund des Drucks wichtige Reformen angeht.

Übergang braucht Zeit
Die Zollkrise trübe die wirtschaftlichen Aussichten Japans, so Kamiyama. Nun ist es wichtig, wie das Land damit umgeht. Im unmittelbaren Fokus könnten die Verhandlungen über eine Senkung der Zollsätze stehen. "Langfristig aber will Japan seine Abhängigkeit von Exporten in die USA verringern, indem es seine Produktion auf die Nachfrage im eigenen Land umstellt", so der Stratege. Der Übergang brauche aber Zeit.

US-Zwischenwahlen im Blick
Kamiyama glaubt: "In Tokio wird man genau auf die US-Zwischenwahlen im Jahr 2026 schauen." Denn in deren Vorfeld könnte Washington seine Rhetorik in Bezug auf Zölle abschwächen, wenn die Handelspolitik bei den Wählern keine Unterstützung findet. 

Dies könnte Japan doppelt helfen. Erstens könnte eine gemilderte Rhetorik die US-Nachfrage – auch nach japanischen Gütern – aufrechterhalten. Zweitens könnte sie Japan in den Verhandlungen mit den USA begünstigen. 

Sein Fazit: "Die Zukunft der US-Handelspolitik bleibt unklar. Japan aber kann schrittweise Anpassungen vornehmen, ohne dass dies erhebliche negative Auswirkungen auf seine Wirtschaft hat." (jh)