Investmentstratege: Warum der Rentenmarkt Sturmwarnungen sendet
Die stark gestiegenen Renditen besonders lang laufender Anleihen signalisieren zunehmende Zweifel an der globalen Schuldentragfähigkeit. Nach Ansicht von Antea-Kapitalmarktstratege Kornelius Purps sollten Anleger das Warnsignal nicht unterschätzen.
An den Märkten purzeln die Rekorde: Der Goldpreis und der US-Aktienindex S&P 500 markierten zuletzt neue Höchststände – während am Rentenmarkt die Renditen besonders lang laufender Anleihen steigen. In Japan erreichte die 30-Jahres-Rendite ein Allzeithoch, in Großbritannien stieg sie auf den höchsten Stand seit 1998 und in Deutschland und Frankreich immerhin auf das höchste Niveau seit 2011. In den USA touchierte die 30-Jahres-Rendite das kritische Niveau von fünf Prozent. Für Antea-Kapitalmarktstratege Kornelius Purps ist das ein klares Alarmsignal.
Ultralange Anleihen warnen vor Schuldenlast
"Staatsanleiherenditen mit 30 oder mehr Jahren Restlaufzeit markieren das sogenannte ultralange Ende einer Zinsstrukturkurve", erläutert Purps. Ihn beschäftigt derzeit besonders die Differenz zwischen den Renditen am langen Ende der Kurve mit zehn Jahren Laufzeit und den Renditen am ultralangen Ende der Kurve mit 30 Jahren Laufzeit. "Die fundamentalen Aussichten für Wirtschaftswachstum, Inflation und Leitzinsen unterscheiden sich auf Sicht von zehn oder 30 Jahren nicht wesentlich", so Purps.
Die Erfahrung zeige jedoch, dass das ultralange Ende der Zinskurve besonders sensibel reagiert, wenn sich Anleger um die langfristige Schuldentragfähigkeit eines Emittenten sorgen. Seine Schlussfolgerung: "Insofern kann die Differenz zwischen 30-jährigen und zehnjährigen Staatsanleiherenditen als Seismograph für zunehmende Bedenken über die Schuldenentwicklung verstanden werden."
Daher sieht er Anlass zur Sorge: "Der Anstieg der Renditen bei den 30-jährigen Staatsanleihen war in den vergangenen Monaten deutlich stärker als der Anstieg der Renditen bei den zehnjährigen Papieren. Der 10/30-Jahres-Spread hat sich mithin kräftig ausgeweitet", stellt der Experte fest.
Euphorische Aktien, skeptische Anleihen
Während sich also Anleger über Allzeithochs in US-Aktien freuen, blinken Risikoindikatoren wie der Goldpreis oder die 10/30-Jahres-Spreads tiefrot. Wer recht hat, muss sich zeigen, so Purps. Er rät aber dazu, die Entwicklungen im Auge zu behalten und bei der Geldanlage einen breit gestreuten Ansatz – "inklusive Gold" – zu wählen. (jh)















