Investmentstratege: Gute Chancen für europäische Staatsanleihen
Macht US-Präsident Donald Trump ernst mit seiner Ankündigung, Zölle auf Einfuhren aus der EU zu erheben, würde das die Kurse von Staatsanleihen aus der Währungsunion beflügeln. Dies erwartet zumindest Altaf Kassam von State Street Global Advisors.
Europäische Anleihen werden nach Einschätzung von State Street Global Advisors in diesem Jahr wohl US-Treasuries überflügeln. Dahinter steht die Erwartung, dass die USA die angedrohten Handelszölle in die Tat umsetzen werden, was die Europäische Zentralbank (EZB) zu weiteren Zinssenkungen zwingen dürfte.
Kommen US-Zölle auf Einfuhren aus der Europäischen Union, dürften sie die Konjunkturflaute der exportorientierten europäischen Wirtschaft noch verstärken – und die Inflation weiter drücken. State Street rechnet angesichts dessen damit, dass der Euroraum-Leitzins von derzeit 2,75 auf 1,50 Prozent sinken wird. Am Markt ist derzeit ein Rückgang auf 1,90 Prozent eingepreist.
"Die Zinssenkungen werden in Europa beständiger ausfallen"
Schwenkt der Markt auf weitere Zinssenkungen der EZB ein, dürfte dies europäischen Anleihen gegenüber US-Bonds Schub geben. Von der Federal Reserve werden in diesem Jahr angesichts der hartnäckigen Inflation nur ein oder zwei Zinssenkungen um jeweils einen Viertelprozentpunkt erwartet. Der Euro drohe aufgrund dessen unter die Parität zum Dollar zu fallen, prognostiziert State Street.
"Dies könnte das Jahr für europäische Staatsanleihen werden", sagte Altaf Kassam, Chef des Bereichs Investmentstrategie und Analyse für Europa, den Nahen Osten und Afrika, im Interview mit "Bloomberg". "Die Zinssenkungen werden in Europa beständiger ausfallen als in den USA."
Die erwartete Inflation in den USA bleibt hartnäckig hoch
Staatsanleihen aus dem Euroraum legten in den vergangenen Tagen deutlich zu, nachdem US-Präsident Donald Trump unter Verweis auf das große Handelsdefizit mit dem Euroraum erklärt hatte, Zölle auf die Region würden "definitiv kommen". Später setzte eine Korrektur ein, nachdem die Zölle gegen Kanada und Mexiko um einen Monat verschoben wurden und die Sorge vor einem ausgewachsenen globalen Handelskrieg abnahm.
Die meisten Marktteilnehmer erwarten, dass die Fed ihre nächste Zinssenkung im Juli vornehmen wird. Die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Senkung im Dezember wird auf 65 Prozent beziffert. Ein Swap-Satz für die langfristige Inflation in den Vereinigten Staaten liegt derzeit bei rund 2,5 Prozent und damit 50 Basispunkte über dem entsprechenden Wert für den Euroraum. "Leider ist der Inflationsdrache, von dem wir dachten, er sei besiegt, nicht verschwunden", sagte Kassam. (Bloomberg/fp)