Die US-Zollandrohungen Anfang April haben zu einem Maß an Unsicherheit geführt, das seinerseits das Potenzial hat, das Weltwirtschaftswachstum in den kommenden Monaten zu bremsen. Guy Wagner, Investmentchef bei BLI – Banque de Luxembourg Investments, über die Folgen für Konjunktur und Märkte.

Verzerrte Wachstumstrends für das erste Quartal
Für das erste Quartal dieses Jahres meldeten die USA einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent auf annualisierter Basis. "Die Daten sind aber kaum repräsentativ für die künftige Entwicklung, da die meisten Verbraucher und Unternehmen im Vorgriff auf die Ankündigung der Zölle handelten, was zu erheblichen Verzerrungen führte", sagt Wagner. 

Vor allem das Handelsbilanzdefizit war aufgrund der hohen Importe stark angestiegen. Das führte auch zu Verwerfungen bei den Handelspartnern: In der Eurozone wuchs das BIP etwa mit 0,4 Prozent doppelt so stark wie erwartet, und das chinesische BIP stieg im Jahresvergleich um 5,4 Prozent aufgrund der Beschleunigung der Exporte vor der Einführung der Zölle.

Unterschiedliche Entwicklung bei Staatsanleihen
Die Renditen von US-Staatsanleihen fielen unmittelbar nach der Ankündigung der Zölle und stiegen dann wieder an, "da die Investoren angesichts der Drohmaßnahmen der neuen US-Regierung gegenüber den Handelspartnern den Status der US-Staatsanleihen als ultimative sichere Anlage in Frage stellten".

In der Eurozone entspannten sich die Anleiherenditen aufgrund der ungünstigen Auswirkungen der US-Zölle auf das Konjunkturwachstum. So sank der zehnjährige Referenzzinssatz in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.

US-Dollar größter Verlierer des "Liberation Day"
Obwohl die Aktienmärkte sehr volatil waren, beendeten sie den April auf fast unverändertem Niveau. Wagner sagt: "Die Kehrtwende von Donald Trump, der am 'Liberation Day' Zölle ankündigte und diese einige Tage später teilweise um drei Monate aussetzte, erklärt das Auf und Ab der Börsenkurse." 

Für Euro-Anleger machte sich vor allem die Dollar-Schwäche bemerkbar: So war der Rückgang des globalen Aktienbarometers MSCI All Country World Index in Euro um 4,1 Prozent fast ausschließlich auf den Rückgang des US-Dollar zurückzuführen. In lokaler Währung gaben die wichtigsten Aktienindizes dagegen nur wenig nach. (jh)