Value-Ansätze sind in den vergangenen fünf Jahren trotz ihrer deutlichen Erholung von Anlegern vernachlässigt worden. Yann Giordmaïna, Leiter des Value-Bereichs bei LFDE, hält das für einen Fehler und verweist auf die ansehnliche Erfolgsbilanz der Titel.

So sei der MSCI EMU Value-Index seit dem Corona-Schock und dem Börsen-Tief vom 18. März 2020 innerhalb von fünf Jahren um 160,9 Prozent gestiegen und damit um 21,6 Prozentpunkte mehr als der breite MSCI EMU Index. Seit Beginn des Jahres liege der Value-Index mit einem Plus von 19,69 Prozent bis Mitte Juli sogar fast sechs Prozentpunkte vor dem Gesamtmarkt.

Aktien und Sektoren nicht abstempeln
Giordmaïna: "Bei einem Value-Ansatz handelt sich um eine langfristig ausgerichtete Anlagephilosophie und nicht nur um ein Kriterium für die Auswahl von Wertpapieren oder Sektoren, das ausschließlich auf der Dynamik des Konjunkturzyklus oder dem Market Timing basiert." Der Experte empfiehlt ohnehin, sich von einer strengen Einteilung in Stile zu lösen. Weder Aktienprofile noch Sektoren sollten generell abgestempelt werden, sagt Giordmaïna.

Value-Aktien sollten ebenso wie Wachstumswerte einen festen Platz im Portfolio haben. Es gehe nicht um eine taktische, sondern um eine langfristige strategische Ausrichtung. "Tatsächlich zeigt eine dynamische Analyse der Börsenkurse, dass jeder Titel aus den unterschiedlichsten Gründen einen Bewertungsabschlag aufweisen kann."

Inneren Wert erkennen
Um Anlagechancen zu erkennen, hält der Value-Experte allgemein die Analyse der Entwicklung eines Unternehmens, seiner Gewinn- und Verlustrechnungen sowie seiner Geschäftsfelder für entscheidend, um den inneren Wert der Börsenbewertung gegenüberzustellen. Wichtig sei auch das Erkennen von Anzeichen für eine Disruption, die die Unternehmensaktivitäten möglicherweise grundlegend verändern könnte. (jh)