Invesco-Fondsmanager: Europas Small-Cap-Rally fängt gerade erst an
Europas Nebenwerte feiern ihr Comeback: Nach Jahren der Schwäche treiben Handelskrisen, Binnenfokus und sinkende Zinsen die Kurse kleinerer Unternehmen an. Fondsmanager sehen Chancen für Anleger – trotz geopolitischer Risiken.
Zu Jahresbeginn tat sich Michael Oliveros von Invesco schwer, europäische Nebenwerte zu vermarkten. Anleger setzten auf die großen Titel, gestützt durch robustes Wachstum und Hoffnung auf stabile Handelsbeziehungen. Acht Monate später hat sich das Bild gewandelt.
Zölle als Wendepunkt
Trumps erratische Handelspolitik und weitreichende Zölle erschütterten die globale Wirtschaftsordnung. Seit April stieg der Stoxx Europe Small 200 Index um 21 Prozent – mehr als der Large-Cap-Index mit 17 Prozent. Der 13-Prozent-Anstieg des Euro stärkte die Binnenwerte zusätzlich.
Oliveros' 793 Millionen Euro schwerer Invesco Continental European Small Cap Equity Fund übertraf auf Jahressicht 82 Prozent der Wettbewerber. Zu den größten Positionen zählen Bawag, Asker Healthcare und Sigmaroc. "Am Anfang des Jahres wollte kaum jemand über Nebenwerte sprechen. Jetzt ist es genau umgekehrt", so Oliveros.
Fondsmanager setzen auf Nischen
Viele Fonds profitieren vom Binnenfokus der Small Caps, günstigen Bewertungen und sinkenden Zinsen. Nicolas Walewski von Alken Asset Management übertraf mit seinem Fonds 99 Prozent der Mitbewerber – dank Investments in Verteidigungswerte wie Exail Technologies, deren Aktie 2025 um über 550 Prozent stieg.

"Ihr Auftragsbestand wächst phänomenal, die Margen sind großartig, und es gibt keinerlei Kapazitätsengpässe", sagt Walewski. "Es geht durch die Decke – und das ist gerechtfertigt."
Infrastruktur im Fokus
Benjamin Rousseau, Fondsmanager für europäische Nebenwerte bei Edmond de Rothschild Asset Management, investiert in Infrastruktur wie Pipelines und U-Bahn-Bauten über die italienische ICoP. "Der Wendepunkt war eindeutig dieser Handelskrieg", sagt er. "Nebenwerte sind sehr binnenorientiert und zyklisch – und massiv unterbewertet."

Über Jahre litten Small Caps unter hohen Zinsen und schwachem Wachstum. Üblicherweise handeln sie mit einem 20-Prozent-Aufschlag auf Large Caps – zuletzt jedoch mit deutlichem Abschlag. "Es gibt dort eine Reihe von Aktien, die extrem günstig sind – manchmal reicht schon ein verändertes Umfeld", so Anis Lahlou, CIO für europäische Aktien bei Aperture Investors.
Chancen und Risiken
Geopolitische Unsicherheit und schwacher Welthandel bleiben Risiken. "Der Druck auf die Regierungen steigt, ein wachstumsfreundlicheres Umfeld in Europa zu schaffen", sagt Hywel Franklin, Leiter für europäische Aktien bei Mirabaud Asset Management. Auch die schwächeren Gewinne im Vergleich zu US-Unternehmen dämpfen den Optimismus.
Anleger noch vorsichtig
Bis Juli 2025 verzeichneten europäische Small-Cap-Fonds laut EPFR Global Abflüsse von 2,8 Milliarden US-Dollar, während Mid-Cap-Fonds Zuflüsse von 1,1 Milliarden Dollar anzogen. Lahlou bleibt dennoch optimistisch: "Ich glaube nicht, dass die Bewegung hier endet. Ein echter Trend beginnt, wenn das Geld aus dem deutschen Konjunkturprogramm tatsächlich fließt." (mb/Bloomberg)




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