Die Inflationsrate in Deutschland wird im September voraussichtlich 10,0 Prozent betragen. Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag (29.9.) mit. Im August hatte die Teuerungsrate bei 7,9 Prozent gelegen.

"Wie zu erwarten war, hat der Wegfall der staatlichen Preisermäßigungen für Kraftstoffe und Personenverkehr die Inflationsrate im September kräftig ansteigen lassen – auf den höchsten Wert seit 1951", kommentiert Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust. "Die schlechte Nachricht ist, dass die Preise auch ohne diesen Effekt weiter angestiegen sind, was nicht zuletzt auf höhere Lebensmittelpreise zurückzuführen ist."

Im Oktober dürfte die Rate etwas niedriger ausfallen
Die hohe Inflation wirke "wie eine Vollbremsung für die Konjunktur", urteilt Heise. Geringere Kaufkraft und weniger Konsum der privaten Haushalte, steigende Produktionskosten der Unternehmen und konjunkturdämpfende Anti-Inflationsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank kämen zusammen.

Für die nahe Zukunft rechnet der Ökonom mit einem leichten Rückgang der Rate. "Der wahrscheinliche Verzicht auf die Einführung der Gasumlage wird den Anstieg des Verbraucherpreisindex für sich genommen um etwa 0,3 Prozentpunkte bremsen", rechnet er vor. Sollten zudem die Rohölpreise weitgehend unverändert bleiben, könnte die Inflationsrate im Oktober auf etwa 9,5 Prozent sinken.

"Dringender Handlungsbedarf"
"Für den weiteren Verlauf der Inflation in den nächsten Monaten ist es von entscheidender Bedeutung, inwieweit die Regierung sich dazu entscheidet, den Preisanstieg für Gas und Strom auf der Verbraucherebene abzudämpfen", sagt Heise. Er sieht an dieser Stelle "dringenden Handlungsbedarf": "Ohne staatliche Maßnahmen wird die Weitergabe höherer Beschaffungskosten bei Gas und Strom anhaltenden Aufwärtsdruck bei den Verbraucherpreisen verursachen." (bm)