IHS: Österreichs Wirtschaft erstaunlich robust
Österreichs Wirtschaftsleistung soll kommendes Jahr um 0,4 Prozent wachsen, im Jahr darauf um 1,2 Prozent, sagen Ökonomen des Instituts für höhere Studien (IHS).
Österreichs Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist laut IHS-Prognose im laufenden Jahr 2022 um voraussichtlich 4,8 Prozent gewachsen. "Die österreichische Wirtschaft erweist sich als erstaunlich resilient", so IHS-Direktor Klaus Neusser.
Fast das gesamte Wachstum stammt freilich aus dem ersten Halbjahr; im zweiten Halbjahr bremsten die sehr stark gestiegenen Energiepreise, die hohe Unsicherheit und die nachlassende internationale Nachfrage die Konjunktur im Land. Im dritten Quartal 2022 verlangsamte sich der BIP-Zuwachs auf nur noch 0,2 Prozent. Insgesamt soll im Winterhalbjahr die Wirtschaftsleistung laut IHS-Prognose "leicht" schrumpfen. "Erst im Frühjahr 2023 dürfte die heimische Wirtschaft wieder expandieren und auf einen verhaltenen Wachstumskurs zurückkehren", heißt es.
0,4 Prozent Wachstum 2023
Für die kommenden beiden Jahre erwartet das IHS Zuwächse bei der österreichischen Wirtschaftsleistung von 0,4 und 1,2 Prozent. Das sei marginal niedriger als im Durchschnitt des Euroraums. "Damit zeigt sich die österreichische Volkswirtschaft widerstandsfähiger als es angesichts der schweren Krisen (Corona-Pandemie, Energiepreisschock, Krieg gegen die Ukraine) zu befürchten war", heißt es.
Das Wachstum der Weltwirtschaft kam heuer im Frühjahr als Konsequenz aus dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zum Stillstand. In den beiden größten Volkswirtschaften USA und China war die Wirtschaftsleistung rückläufig. Zwar erholten sich die beiden Märkte im Sommer wieder, allerdings bei einem langsamen Wachstumstempo. So schwächelt etwa der Konsum angesichts der hohen Inflation, die auf die Realeinkommen drückt. Insbesondere im von russischen Energieexporten abhängigen Europa führte der kräftige Anstieg der Energiepreise zu einem Wachstumseinbruch. Zudem verschlechtert die Straffung der Geldpolitik die Finanzierungsbedingungen für Haushalte und Unternehmen.
Konsum als Anker
Gleichzeitig gibt es auch Lichtblicke. In Österreich etwa soll der Konsum die Wirtschaft überdurchschnittlich stark unterstützen. Die steigenden Löhne und Gehälter und die hohen staatlichen Transfers sollten im kommenden Jahr eine Zunahme des Konsums um 0,6 Prozent erlauben. Im Jahr 2024 könnte sich das Konsumwachstum auf 1,8 Prozent beschleunigen.
Erleichterung erwarten die IHS-Forscher in den kommenden Jahren bei der Inflation, die heuer auf das Gesamtjahr gerechnet 8,5 Prozent ausmachen dürfte. 2023 soll die Teuerung dann etwas niedriger, nämlich bei 6,7 Prozent liegen, für 2024 werden 3,5 Prozent prognostiziert.
Positiv steche die Arbeitsmarktentwicklung hervor, so das IHS in einer Aussendung. Trotz ungünstiger Konjunktur prognostizieren die Ökonomen für die beiden kommenden Jahre eine tiefe Arbeitslosenquote von rund 6,5 Prozent. "Ende 2023 dürfte die Wirtschaft die Schocks verarbeitet haben und auf einen langfristigen, wenn auch niedrigeren, Wachstumspfad einschwenken", so Neusser. Wichtig sei es jetzt, Investitionstätigkeiten in Zukunftstechnologien zu stärken. (eml)