Zölle und die Androhung von Gegenmaßnahmen machten es nahezu unmöglich, vorherzusagen, ob sich die Inflation in der Eurozone weiterhin wie geplant dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB nähern werde, sagte Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, in einem Interview in Wien. Eine Pause im April sei daher für die Währungshüter die beste Wahl und einem überstürzten Handeln vorzuziehen.

"Ich bin immer offen für gute Argumente, aber im Moment sehe ich keinen Grund für eine Zinssenkung", sagte Holzmann. "Als Strategie dominiert das Abwarten die Alternativen in beide Richtungen", wenn man mit "Unsicherheiten konfrontiert ist, die sich wahrscheinlich in einigen Monaten auflösen werden".

Uneinigkeit im Rat
Holzmanns falkenhafte Ansichten werden mit denen vieler Kollegen kollidieren, wenn der EZB-Rat kommende Woche zusammentritt. In einer Reihe von Äußerungen vor der üblichen Ruheperiode vor der Beschlussfassung erklärte der finnische EZB-Rat Olli Rehn, dass die Gründe für eine Zinssenkung "eindeutig" gewachsen seien, der Franzose Francois Villeroy de Galhau sprach sich für einen solchen Schritt "in Kürze" aus, und der Spanier José Luis Escrivá warnte, dass "Worst-Case-Szenarien" eintreten würden.

Die EZB hatte ihren Einlagensatz im vergangenen Monat auf 2,5 Prozent gesenkt – eine Entscheidung, die Holzmann nicht unterstützte. Aus dem Protokoll der Sitzung ging hervor, dass die Währungshüter entweder für eine weitere Senkung oder eine Pause im April offen waren.

Eine Senkung um einen Viertelpunkt am 17. April ist bereits mehr als eingepreist, und einige Ökonomen, darunter Anatoli Annenkov von der Société Générale, schließen sogar noch stärkere Schritte nicht aus.

Anderes Mandat als die Fed
Holzmann bezeichnete solche Überlegungen als "lächerlich". Marktteilnehmer, die auf drei weitere reguläre Zinssenkungen in diesem Jahr setzten, vergäßen, dass das Mandat der EZB – anders als das der Federal Reserve – nicht darin bestehe, Beschäftigung zu fördern oder die Wirtschaft zu stützen.

"Das sollte sich in der Art der Politik widerspiegeln, die man von der EZB erwartet", sagte er am Mittwoch (9.4.). "Wir sollten extrem vorsichtig vorgehen und auf keinen Fall beschleunigen, wenn die Aussichten so unsicher sind."

Die EZB hat ihre Wachstumsprognosen für die Jahre 2025 und 2026 im vergangenen Monat gesenkt und dies mit der anhaltend hohen geopolitischen und politischen Unsicherheit begründet. Außerdem verschob sie den Zeitpunkt, zu dem die Inflation dauerhaft zwei Prozent erreichen dürfte, auf Anfang nächsten Jahres. (mb/Bloomberg)