Holzmann: EZB muss im Kampf gegen Inflation "Zähne zeigen"
Die Europäische Zentralbank sollte nach Ansicht von OeNB-Chef Robert Holzmann die Inflation so lange aktiv bekämpfen, bis die Menschen eine Bewegung in Richtung Preisstabilität in ihrem Alltag spüren.
"Das Risiko, zu viel zu tun, wird von dem Risiko, zu wenig zu tun, in den Schatten gestellt", sagte Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und EZB-Ratsmitglied, am Montag auf einer Konferenz in Budapest. "Die Geldpolitik muss weiterhin ihre Zähne zeigen, bis wir eine glaubwürdige Annäherung an unser Inflationsziel sehen."
Erst vergangene Woche hatte die EZB die Zinsen um einen halben Prozentpunkt weiter angehoben und so gut wie angekündigt, diesen Schritt im nächsten Monat zu wiederholen. Angesichts des gegen Ende des vorigen Jahres fast zum Stillstand gekommenen Wirtschaftswachstums im Euroraum und nachlassender Inflation hatten einige Notenbanker jüngst die Frage aufgeworfen, ob ein langsameres Anhebungstempo nicht angemessener wäre. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hob die Zinssätze vergangene Woche nur um einen Viertelpunkt an. Gleichwohl erklärte der Vorsitzende Jerome Powell, die Fed werde die Zinsen weiter erhöhen.
Blick auf die Kerninflation
Im "ORF"-Interview hatte Holzmann, einer der Falken im EZB-Rat, zuvor erklärt, dass die Zinssätze Mitte des Jahres oder spätestens im dritten Quartal ihren Höchststand im Zyklus erreichen könnten. In den kommenden Jahren wären dann Zinssenkungen möglich. Es sei schwierig, von einer Verlangsamung der Inflation zu sprechen, solange die Kerninflation nicht zurückgehe.
Die Inflation im Euroraum hat sich aufgrund sinkender Energiepreise stärker als erwartet verlangsamt, der zugrunde liegende Preisdruck ist jedoch nach wie vor vorhanden, wie auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde vergangene Woche erklärte. Die Inflation wird sich laut den jüngsten Prognosen der EZB vom Dezember in diesem Jahr auf 6,3 Prozent verlangsamen und erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 das Ziel der Notenbank erreichen.
Warnung vor zu schwachen Maßnahmen
Holzmann zufolge haben die rechtzeitigen Maßnahmen der EZB dazu beigetragen, die Inflationserwartungen in der Nähe des Zwei-Prozent-Ziels zu halten, doch die Menschen spürten immer noch die Auswirkungen eines zu hohen Preisanstiegs in ihrem täglichen Leben. Schwache geldpolitische Maßnahmen drohten diese Erwartungen zu entankern und würden spätere Bemühungen um eine Eindämmung der Preise zeitaufwändiger und kostspieliger machen. (Bloomberg/ohm)