Hochspannung: Powells Rede könnte Anleihemärkte erschüttern
Die Finanzmärkte blicken nach Jackson Hole: Fed-Chef Jerome Powell könnte Ende der Woche den Kurs für künftige Zinssenkungen vorgeben. Anleihehändler setzen fest auf eine Lockerung – doch schwankende Daten zu Inflation und Arbeitsmarkt lassen Spielraum für Überraschungen.
Die große Wette der Anleihehändler, dass die US-Notenbank Federal Reserve die Zinsen senken wird, erreicht diese Woche ihren Höhepunkt. Fed-Chef Jerome Powell hat am kommenden Freitag (22.8.) auf der Zentralbankkonferenz in Jackson Hole Gelegenheit, sich zur Wirtschaftslage zu äußern – mit potenziell marktbewegender Wirkung.
Der Markt rechnet damit, dass die Fed im September die Zinsen um 25 Basispunkte senkt und bis Jahresende mindestens eine weitere Senkung folgt. In der Vergangenheit nutzte Powell diese Bühne häufig für richtungsweisende Ankündigungen – auch diesmal könnte seine Rede entscheidend sein.
Arbeitsmarkt gegen Inflation
Die Händler setzen auf einen taubenhafteren Ton, da der Arbeitsmarkt schwächelt. Allerdings haben zuletzt überraschend hohe Inflationsdaten einige Ökonomen verunsichert. Vorerst gehen Investoren davon aus, dass Powell die Erwartungen nicht konterkarieren, sondern auf datenabhängige Entscheidungen verweisen wird.
"Er hat die Möglichkeit, etwas zu tun, das den Markt bewegt, aber ich bin mir nicht unbedingt sicher, dass er das tun wird", sagte Kelsey Berro, Executive Director für Fixed Income bei J.P. Morgan Asset Management. Die Preisbildung bleibe "im Einklang mit einem Umfeld unterhalb des Trends und einer sanften Landung".

Renditen im August gefallen
Im August sind die Renditen über viele Laufzeiten gesunken, besonders bei zweijährigen Anleihen. Schwache Juli-Daten vom Arbeitsmarkt hatten Zinssenkungs-Spekulationen verstärkt. Die Folge: eine steilere Zinskurve mit Renditen zweijähriger Papiere bei rund 3,75 Prozent. Zehnjährige verharrten am Montag (18.8.) im asiatischen Handel bei 4,32 Prozent.
Jackson Hole erneut im Fokus
Vor drei Jahren trieb Powell mit seiner Warnung vor den Kosten der Inflationsbekämpfung die Renditen kurzfristiger Anleihen nach oben. Im Vorjahr deutete er dagegen Zinssenkungen an – und löste einen Renditeeinbruch aus. Kurz darauf begann die Fed einen Senkungszyklus mit einem halben Prozentpunkt.
Einige Händler wetten nun erneut auf einen halben Prozentpunkt im September. Große Optionsgeschäfte zielen auf genau dieses Szenario ab – trotz zuletzt gestiegener Produzentenpreise. Diese Wetten würden sich lohnen, falls der Markt eine Lockerung von rund 40 Basispunkten einpreist.
Enormer Druck aus dem Weißen Haus
Präsident Donald Trump und Mitglieder seiner Regierung drängen Powell weiter zu Zinssenkungen. Powell verweist jedoch seit Monaten darauf, die Auswirkungen der Zölle auf Inflation und Konjunktur abwarten zu wollen.
"Die Fed steht unter enormem Druck", sagte Scott DiMaggio, Leiter Fixed Income bei Alliance Bernstein. "Sie hinkt ein wenig hinterher, aber sie hat abgewartet, um die Auswirkungen der Zölle und deren Folgen für die Wirtschaft und die Inflation abzuwarten." Nun seien die Daten "an einem Punkt angelangt, an dem man sagen kann: Ja, sie sollten den Zinssenkungszyklus wieder aufnehmen". (mb/Bloomberg)












