Historische Rally: Europas Bankaktien steigen zwölf Quartale in Serie
Europas Bankaktien feiern einen historischen Lauf: Der Stoxx Europe 600 Banks Index steigt das zwölfte Quartal in Folge. Analysten sehen trotz Skepsis weiteres Potenzial – gestützt durch robuste Erträge, Kostendisziplin und attraktive Ausschüttungen.
Der Stoxx Europe 600 Banks Index hat das zwölfte Quartal in Serie zugelegt – ein historischer Lauf. Mit einem Plus von 47 Prozent seit Jahresbeginn führen Banken die Rally am europäischen Aktienmarkt an, auch wenn das Allzeithoch noch in weiter Ferne liegt.
Die Aufwärtsbewegung wird durch höhere Gebühren- und Handelserträge, sinkende Kosten und gestärkte Kapitalausstattung getragen. Viele Institute konnten Dividenden und Aktienrückkäufe deutlich ausweiten.

"Noch weiterer Spielraum"
"Die Erkenntnis, dass die Rentabilität nicht verschwinden würde, sobald sich die Zinsen wieder normalisieren, war sehr wichtig, aber unserer Meinung nach gibt es noch weiteren Spielraum", sagt Andrew Stimpson, Head of European Banks Research bei KBW.
Titel wie Société Générale, Commerzbank und Banco Santander haben seit Jahresbeginn über 90 Prozent zugelegt. Trotz EZB-Leitzinssenkung auf zwei Prozent bleibt der Rückenwind für die Branche stark.
Konjunkturprogramme als Treiber
EU-Investitionen und deutsche Ausgabenprogramme stützen die Konjunktur. Laut Analysten ist die Ertragsdynamik im Bankensektor so stark wie in keiner anderen Branche. Besonders positiv bewertet Citi-Analyst Andrew Coombs die Kostendisziplin und die Nicht-Zins-Erträge.
"Solange diese Divergenz anhält, erwarten wir eine anhaltende Sektorrotation", schreiben die Citi-Analysten. Als Favoriten gelten HSBC, Intesa Sanpaolo und Natwest – Institute mit zusätzlichem Gewinnpotenzial.

Bewertungen im historischen Schnitt
Mit einem erwarteten KGV von rund zehn gelten Banken nicht mehr als Schnäppchen, bleiben aber im Vergleich zum Gesamtmarkt attraktiv. Der Abschlag zum Stoxx 600 beträgt rund ein Drittel.
"Die Neubewertung kann sich fortsetzen", sagt Stimpson von KBW. "Langfristigen Anlegern sagen zu können, dass sich die Lage der Banken weiter verbessert, ist sehr überzeugend." Selbst nach einem Anstieg von 162 Prozent in den letzten zwölf Quartalen liegt der Bankenindex immer noch mehr als 40 Prozent unter seinem Rekordhoch.

Stimpson bevorzugt Banken mit einer hohen Eigenkapitalrendite, die ein Kreditwachstum erzielen können. Als seine Top-Empfehlungen nennt er die Bank of Ireland, die Erste Group, Intesa Sanpaolo, KBC und Natwest.
Risiken und Herausforderungen
Diskussionen über Sondersteuern in Italien und Polen belasten indes die Stimmung. Zudem kühlt laut Bank-of-America-Umfrage das Anlegerinteresse ab: Nur 37 Prozent halten europäische Banken für attraktiv, nach 58 Prozent im Vormonat.

Mit dem Start der Berichtssaison am 22. Oktober durch Unicredit rücken Gebühreneinnahmen, Rückstellungen und Geschäftsmodelle in den Fokus. Banken mit starker Investmentbanking-Sparte könnten zusätzlich profitieren. Ausschüttungen bleiben ein zentrales Thema – "Bloomberg Intelligence" rechnet mit erneut überdurchschnittlichen Dividenden.
Langfristiger Ertrag von bis zu elf Prozent
"Die Neubewertung des europäischen Bankensektors scheint weit fortgeschritten", sagt Roberto Scholtes von der Singular Bank. Nach Normalisierung der Bewertungen erwartet er Aktionärsrenditen von acht bis elf Prozent jährlich – zur Hälfte durch Dividenden, zur Hälfte durch Kursgewinne. (mb/Bloomberg)















