Hedgefonds kehren US-Tech-Riesen den Rücken – und wenden sich China zu
Hedgefonds stoßen Aktien der "Magnificent Seven" ab und investieren verstärkt in chinesische Unternehmen – trotz geopolitischer Spannungen. Was hinter dem Strategiewechsel steckt und warum Chinas Technologie-Giganten wieder im Fokus stehen.
Im ersten Quartal 2025 haben Hedgefonds ihre Beteiligungen an den sogenannten "Magnificent Seven" deutlich reduziert und gleichzeitig ihre Investitionen in chinesische Unternehmen an den US-Börsen ausgebaut. Das berichtet Goldman Sachs in einer aktuellen Analyse.
Neue Chancen trotz Spannungen
Trotz eskalierender Handelskonflikte zwischen China und den USA erhöhten die Fonds ihre Engagements in ADRs (American Depository Receipts) chinesischer Unternehmen. Besonders gefragt waren laut Goldman Sachs Alibaba, PDD Holdings und Baidu. Die gestiegene Bedeutung Chinas bei der Entwicklung von Schlüsseltechnologien – insbesondere im Bereich künstliche Intelligenz – weckt neues Interesse.
Ein Auslöser für das Umdenken ist der weltweite Wirbel rund um das chinesische KI-Start-up Deepseek, das Anfang des Jahres massive Marktreaktionen auslöste und das Vertrauen in US-Tech-Giganten erschütterte.
Bewertungs-Vorteile bei China-Aktien
Ein Grund für die Kapitalverschiebung ist auch: Chinesische Technologietitel sind im Vergleich zu US-Pendants günstiger bewertet. So liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Alibaba aktuell bei rund 13, bei PDD sogar unter zehn. Zum Vergleich: Bei den "Magnificent Seven" weist lediglich Alphabet ein KGV unter 20 auf.
Zu früh verkauft?
Das Timing des Strategiewechsels war jedoch suboptimal, wie die Goldman-Analyse zeigt: Während chinesische ADRs durch geopolitische Spannungen unter Druck gerieten, legten die US-Giganten im zweiten Quartal bislang um mehr als zehn Prozent zu. Trotz der Reduzierung blieben indes besonders Amazon, Meta, Microsoft, Nvidia und Alphabet bei vielen Fonds unter den bevorzugten Beteiligungen.
Goldman Sachs wertete für den Bericht die Positionen von 684 Hedgefonds mit insgesamt 3,1 Billionen US-Dollar an Aktienengagements aus.
Short-Positionen auf Rekordniveau
Parallel dazu stieg das Risikoengagement: Hedgefonds erhöhten ihre Short-Positionen deutlich. Die durchschnittliche Leerverkaufsquote der S&P-500-Unternehmen liegt laut Goldman nun bei 2,3 Prozent – der höchste Stand seit 2021 und erstmals wieder über dem historischen Mittelwert. (mb/Bloomberg)