Hany Rashwan: "Bitcoins könnten Gold als Wertanlage ersetzen"
In den USA investieren Versicherer oder Stiftungen längst in Kryptowährungen. Auch österreichische Finanzbetriebe stehen vor dem Einstieg, sagt Hany Rashwan, dessen Unternehmen Bitcoin und Co. erstmals über die Börse erwerbbar macht, im Interview mit FONDS professionell.
Hany Rashwan ist in der US-Technologiebranche als Gründer mehrerer Start-ups eine bekannte Größe. Sein jüngstes Unternehmen 21Shares sitzt aber in Europa – im Schweizer "Tech-Kanton" Zug. 21Shares macht Kryptowährungen über reguläre Wertpapierbörsen handelbar. Auch die österreichische Fondsbranche und andere institutionelle Marktteilnehmer sind interessiert, sagt Rashwan im Interview mit FONDS professionell. "Wir haben einige sehr gute Beziehungen und sollten in Kürze größere Abschlüsse bekannt geben", sagt er zu den Aktivitäten in Österreich.
Das gesamte Interview lesen Sie in der Heftausgabe von FONDS professionell 1/2021, die den Abonnenten dieser Tage zugestellt wird, oder im E-Magazin. Darin erklärt Hany Rashwan unter anderem, warum er hofft, dass die Identität des Bitcoin-Schöpfers niemals enttarnt wird.
21Shares bietet ETPs (Exchange Traded Products) an, die voll durch reale Krypto-Assets hinterlegt sind. Die Vorteile gegenüber dem Direktinvestment: Handel über streng regulierte Börsen, Order über den gewohnten Broker, Wegfall von Wallets (elektronische Geldbörsen), keine Wertvernichtung bei verlorenen Krypto-Schlüsseln – und vor allem können damit erstmals institutionelle Investoren einsteigen, deren Anlagerichtlinien ein Direktinvestment in Kryptowährungen verbieten. Österreich zählt neben der Schweiz und Deutschland zu den ersten Märkten, auf denen diese ETPs erhältlich sind. Das Geschäft in Österreich und Deutschland werde gerade ausgebaut.
"Empfehlung kein Karriererisiko mehr"
Die Voraussetzungen für den Einstieg institutioneller Investoren in Kryptowährungen seien sehr gut, sagt Rashwan und verweist unter anderem auf neuere Berichte, wonach große Universitätsstiftungen etwa jene von Harvard, Yale oder der Brown University auch direkt in Kryptowährungen investieren. Bereits länger war bekannt, dass diese Endowments an Venture-Capital-Fonds beteiligt sind, die Krypto-Unternehmen kaufen. Solche Signale würden das Vertrauen anderer Investoren stärken. Auch haben große Versicherungen wie die Massachusetts Mutual in großem Umfang Kryptowährungen gekauft. Dazu komme, dass ehemalige Bitcoin-Gegner wie J.P. Morgan oder Guggenheim nun davon ausgehen, dass der Bitcoin-Wert auf 200.000 beziehungsweise 600.000 US-Dollar steigen könnte. "Der Spielraum für dieses Thema wird größer. Es ist kein Karriererisiko mehr, wenn man das empfiehlt", so Rashwan.
Großinvestoren würden bei Kryptowährungen genauso wie bei anderen Assetklassen langfristig denken und nicht die kurzfristigen Marktchancen suchen. Kryptoassets würden unter anderem als Hedge gegen Zentralbankpolitiken und geopolitische Risiken betrachtet, oder als Generationenwette: Millennials kaufen weniger gern Gold als ihre Eltern. "Wir haben fast keine Gespräche, in denen es nicht darum geht, für einen langen Zeitraum zu kaufen. Wir denken, das wird das neue Gold – auch wenn es noch eine Weile dauern wird".
Dass Bitcoin bisher kaum als Zahlungsmittel dient, tue dem Nutzen als Wertsicherungshafen keinen Abbruch: Für die Bezahlfunktion hätten die Bitcoin-Nachfolger, insbesondere Ethereum bessere Lösungen geliefert: Sogenannte Stable Coins, also Token, die realen US-Dollars oder Euros auf geprüften, regulären Bankkonten entsprechen. Mit diesen Stable Coins, die mittlerweile im Wert von zig Milliarden US-Dollar existieren, wird "echtes Geld" weltweit innerhalb weniger Minuten überwiesen. Meist bauen sie auf die Blockchain der Kryptowährung Ethereum auf.
Decentralized Finance als großes Zukunftsthema
"Der wirklich coole Aspekt ist, dass sich daraus gerade ein System der dezentralisierten Finanz entwickelt", so Rashwan. Wir werden dezentrale Protokolle sehen, die von keiner dritten Partei mehr geprüft werden: für Kredite, Investments, Versicherungen, Market Maker und so weiter", so Rashwan. Dieser "Decentralized Finance"-Markt sei von null vor einem Jahr auf derzeit 35 Milliarden Dollar gewachsen. Das sei erst der Anfang. "DeFi“ wird alles ändern. Auf das sollten Sie wirklich achten", so der 21Shares-Mitgründer. (eml)