Gutes Timing oder Marktmanipulation? 14 Prozent Plus seit Trump-Tweet
Donald Trumps Tweets haben erneut die Wall Street bewegt: Nach einer überraschenden Kehrtwende bei den Zöllen legte der S&P 500 innerhalb eines Monats um 14 Prozent zu. Der US-Präsident inszeniert sich damit wieder einmal als Börsenflüsterer.
Wer im vergangenen Monat den Ratschlägen des US-Präsidenten in den sozialen Medien gefolgt ist, konnte sich über eine der größten Rallys des Aktienbarometers S&P 500 freuen, die es während einer Amtszeit von Donald Trump gab.
"Großartiger Zeitpunkt, um zu kaufen"
Nach einem Einbruch infolge der Ankündigung von Zöllen an Trumps "Liberation Day" stieg der Leitindex auf Monatssicht um 14 Prozent, nachdem der Präsident am 9. April gesagt hatte, es sei "ein großartiger Zeitpunkt, um zu kaufen" – Stunden bevor er einige der härtesten Zölle seit einem Jahrhundert aussetzte. Am 8. Mai bekräftigte er dies, als er Reportern mitteilte, dass die Wirtschaftsaussichten einen Einstieg in Aktien rechtfertigten.
Laut "Bloomberg"-Daten handelt es sich um den stärksten Anstieg des S&P 500 während seiner beiden Amtszeiten auf gleitender 21-Tage-Basis – der Anzahl der Handelstage zwischen den beiden Äußerungen. In den Daten sind Erholungen während der Corona-Pandemie ausgeklammert.
Doppelte Kaufempfehlung – doppelter Schub
"Es ist klar, dass der Trump-Put wieder im Spiel ist", sagt Arun Sai, Senior-Multi-Asset-Stratege bei Pictet Asset Management. "Aber wir würden da nicht zu viel hineininterpretieren. Ja, die Art und Weise, wie er es tut, ist eigenartig, aber letztlich preist der Markt damit eine Art Absicherung durch das Weiße Haus ein."
Wenige Tage nach Trumps zweiter Kaufempfehlung für Aktien erklärten Washington und Peking am Montag (12.5.), dass sie vorübergehend die Zölle auf Produkte des jeweils anderen Landes senken würden. Die Folge war ein Anstieg des Nasdaq 100 um vier Prozent, der S&P 500 beendete den Handelstag mit einem Plus von 3,3 Prozent.
Trump-Tweets als Pflichtlektüre für Investoren
Dass Staatschefs Finanzempfehlungen auf sozialen Medien geben, ist ungewöhnlich. Tweets und Drohungen mit Zöllen gegen wichtige Handelspartner waren jedoch bereits prägend für Trumps erste Amtszeit. Für Investoren weltweit wurden seine Beiträge zur Pflichtlektüre.
Der US-Präsident äußert seine Empfehlungen diesmal unmittelbar vor wichtigen politischen Kurswechseln.
Aus Sorge vor einem globalen Handelskrieg fiel der S&P 500 bis zum 8. April innerhalb von nur vier Tagen um zwölf Prozent. Tags darauf kündigte Trump eine 90-tägige Aussetzung der härtesten Zölle an, obwohl er mehrfach betonte, Kursentwicklungen hätten keinen Einfluss auf seine Politik. (mb/Bloomberg)