Die Schweizer Goldexporte in die USA sind im vergangenen Monat auf den höchsten Stand seit März gestiegen. Damit bringen sie das Handelsungleichgewicht zum Ausdruck, das Präsident Donald Trump dazu veranlasste, einen Zoll von 39 Prozent auf Importe aus der Schweiz zu verhängen.

Die Lieferungen von Goldbarren aus der Schweiz, dem weltweit größten Zentrum für Goldraffination, erreichten im Juli fast 51 Tonnen – nach knapp 0,3 Tonnen im Vormonat. Den bisherigen Jahreshöchststand gab es im Januar mit 193 Tonnen.

Milliardenwerte im Handel
Im ersten Quartal machten die Rekordausfuhren von Gold im Wert von mehr als 36 Milliarden US-Dollar über zwei Drittel des Schweizer Handelsüberschusses gegenüber den USA aus. Die Raffinerien selbst verbuchen jedoch nur einen Bruchteil dieses Werts auf sich. Ständig fließt Gold im Wert von Milliarden über Grenzen – von Minen in Südamerika und Afrika zu Banken in London und New York.

Vor dem Hintergrund der Bemühungen der Trump-Regierung, die Defizite abzubauen, ist der Einfluss der Goldindustrie auf die Handelsbilanz der Schweiz wichtiger denn je. Die Entscheidung Trumps, Zölle von 39 Prozent auf Importe aus der Schweiz zu erheben, hat Bern kalt erwischt. Zuvor war die Regierung zuversichtlich gewesen, hohe Zölle vermeiden zu können.

Schlüsselrolle für Schweizer Raffinerien 
Die hohen Exporte zu Jahresbeginn waren vor allem eine Reaktion auf ein Arbitrage-Fenster, das sich durch die Sorge öffnete, Gold könnte von US-Zöllen betroffen sein. Schweizer Raffinerien spielten dabei eine Schlüsselrolle, da europäische Händler ihre in London üblichen 400-Unzen-Barren in die von der US-Börse Comex geforderten Ein-Kilo- oder 100-Unzen-Barren umschmelzen mussten.

Dieser Trend kehrte sich im zweiten Quartal um, nachdem Goldbarren von den Zöllen ausgenommen wurden und die US-Preise wieder auf das Londoner Referenzniveau zurückfielen. Anfang dieses Monats sorgte eine Entscheidung der US-Regierung, Goldbarren doch mit Zöllen zu belegen, kurzfristig für Turbulenzen am Weltmarkt, bevor Trump klarstellte, dass das Edelmetall nicht mit Abgaben belastet werde.

Goldexporte nicht berücksichtigen
Die Schweizerische Nationalbank hatte bereits Anfang des Jahres in einem Papier argumentiert, dass übermäßige Goldexporte in die USA bei der Bewertung der bilateralen Handelsbeziehungen nicht berücksichtigt werden sollten. (mb/Bloomberg)