JP Morgan Chase hat ein neues "Center for Geopolitics" ins Leben gerufen, um Kunden bei der Navigation durch globale Risiken zu unterstützen – ein Thema, das laut CEO Jamie Dimon alle anderen Herausforderungen seiner Laufbahn übertrifft.

Das am Mittwoch (21.5.) eröffnete Zentrum veröffentlicht zum Start Studien zu Russland und der Ukraine, dem Nahen Osten sowie zur globalen Aufrüstung. Künftig sollen die Berichte vierteljährlich erscheinen. Geplant sind auch Analysen zu Populismus und künstlicher Intelligenz. Die verantwortlichen Manager nehmen zudem an Veranstaltungen teil und stehen für direkte Kundengespräche bereit.

Geopolitik dominiert alle Unternehmensrisiken
"Egal, ob Sie ein Fortune-100-Unternehmen oder ein mittelständisches Unternehmen sind, die Geopolitik wirkt sich auf Ihren Gewinn und Ihre Aussichten aus", sagte Derek Chollet, der die Initiative seit Anfang des Jahres leitet, im Interview mit "Bloomberg". Man wolle sowohl strategischen Rahmen bieten als auch praktische Einblicke geben, um die komplexe Weltlage besser zu verstehen.

Ex-Generäle und Diplomaten helfen bei der Risikoanalyse
Wall-Street-Banken rekrutieren zunehmend Ex-Militärs, Diplomaten und Sicherheitsexperten. So stellte JP Morgan vergangenes Jahr den pensionierten General Mark Milley ein, Citigroup wiederum engagierte im Mai Donald Trumps früheren Handelsbeauftragten Robert Lighthizer. Auch Peter Scher, Vice Chairman bei JP Morgan, wurde von Dimon mit dem Aufbau der neuen Abteilung betraut.

Berichte mit Szenarien – vom Nahen Osten bis zur Ukraine
Die Berichte der neuen Abteilung sollen laut JP Morgan zentrale geopolitische Entwicklungen analysieren und mögliche Szenarien skizzieren. So beschreibt eine erste Studie zur Nahost-Strategie einen "diplomatischen Hattrick" der USA, während eine Analyse zum Ukraine-Krieg vier mögliche Entwicklungen prognostiziert – vom Best-Case- bis zum Worst-Case-Szenario.

Dimon warnte bereits vor drei Jahren
Jamie Dimon hatte bereits 2022 – kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs – auf die zunehmende geopolitische Instabilität hingewiesen. Beim jüngsten Investorentag wiederholte er seine Einschätzung. Das geopolitische Risiko sei "sehr, sehr, sehr hoch". Er sprach von der kompliziertesten und gefährlichsten Weltlage seit dem Zweiten Weltkrieg. (mb/Bloomberg)