Der Wettstreit um Spitzen­spieler im europäischen Fußball befeuert einen boomenden Schuldenmarkt, bei dem die Ablösesummen von Spielern als Sicherheit dienen. Nach Ausgaben von über fünf Milliarden Euro in diesem Sommer zieht das Modell zunehmend auch globale Schwergewichte an.

Laut informierten Kreisen prüfen unter anderem Apollo Global Management und Blackstone, in die Finanzierung von Transfers einzusteigen. Beide lehnten eine Stellungnahme ab. Schon jetzt engagieren sich große Kreditgeber stärker im Sport: Apollo gewährte Nottingham Forest im Juli ein Darlehen, während Oaktree Capital Management im Vorjahr Inter Mailand übernahm.

Transfergebühren als Bilanzposten
Explodierende Ablösesummen, die oft über 100 Millionen Euro pro Spieler liegen, machen Transfers zu den größten Posten in Vereinsbilanzen. Während Topklubs auf klassische Finanzierungen zurückgreifen können, sind Transferforderungen für kleinere Vereine zur Rettungsleine geworden.

Laut "Transfermarkt.com" belaufen sich die Verkäufe in den sechs größten europäischen Ligen dieses Sommers auf über 5,1 Milliarden Euro. Die Zahlungen erfolgen häufig in Raten über Jahre, wodurch künftige Cashflows entstehen, die Vereine monetarisieren können. Diese sogenannten "Transferforderungen" gelten als vergleichsweise günstige Fremdfinanzierung.

"Forderungsmarkt überbrückt Missverhältnis"
"Traditionell wurden Spielertransfers von einer kleinen Gruppe spezialisierter Kreditgeber finanziert, aber in den letzten zwei Jahren haben eine Reihe großer Finanzinstitute Interesse gezeigt", sagte Sebastian Witte, Managing Associate bei Linklaters.

Francesco Filia, Chef des Londoner Asset Managers Fasanara Capital, ergänzt: "Der Forderungsmarkt existiert, um dieses Missverhältnis zu überbrücken und Deals ohne Liquiditätsengpässe zu ermöglichen." Sein Haus habe in drei Jahren über 300 Millionen US-Dollar an Vereine verliehen.

Alternative Finanzierungsquelle
Für kleinere Vereine ist der Markt oft die einzige Finanzierungsquelle. "Der verkaufende Verein kann die höhere Bonität beispielsweise eines Top-6-Vereins nutzen, was zu geringeren Finanzierungskosten führt als seinen eigenen", erklärte Sasha Ryazantsev, Berater von Burnley und früher Vorstandsmitglied bei Everton.

Nottingham Forest erhielt 2023 ein Darlehen von 28 Millionen Pfund (33 Mio. Euro) zu 8,2 Prozent von der Macquarie Group, abgesichert durch künftige Einnahmen aus dem Verkauf von Brennan Johnson an Tottenham. Auch Leicester City nutzte ein ähnliches Modell beim Transfer von Harvey Barnes zu Newcastle.

Bis zu neun Prozent Rendite
Neben Macquarie und Aldermore in England gehören in Kontinentaleuropa unter anderen das Internationale Bankhaus Bodensee und die Banca Sistema zu den größeren Kreditgebern. "Traditionelle Banken sind im Fußball kaum aktiv", betonte Diego Lignana, Head of Corporate Strategy bei Banca Sistema.

Für Kreditgeber gelten künftige Ablösesummen als solide Sicherheiten, da die Fußballverbände FIFA und UEFA hart gegen säumige Vereine vorgehen. Dennoch bleibt das Geschäft riskant, da Einnahmen stark vom sportlichen Erfolg abhängen. Typische, durch Transfers besicherte Anleihen bringen laut Insidern rund acht bis neun Prozent Rendite.

Zusammenspiel von Finanzmärkten und Transfergerüchten
"Wenn Sie einen Spieler verkaufen und die Zahlungen über ein bis fünf Jahre gestreckt werden, gibt es zahlreiche Banken und Fonds, die bereit sind, Geld im Voraus bereitzustellen", sagte Trevor Watkins von Pinsent Masons. Er verwies auf das Transfergerücht um Newcastle-Topstar Alexander Isak zum FC Liverpool – ein Beispiel für das enge Zusammenspiel von Finanzmärkten und sportlicher Spekulation. (mb/Bloomberg)