Fratzscher: Ohne Regulierung könnten Kryptos Finanzkrise auslösen
Die Stimmen werden lauter, die laxere Regeln für den Umgang mit digitalen Devisen fordern – nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Topökonom Marcel Fratzscher spricht von einem "gefährlichen Irrweg".
Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), warnt eindringlich vor den Folgen einer lascheren Regulierung von Kryptowährungen. Der Ökonom gehört mit Blick auf Bitcoin und Co. seit Jahren zu den Skeptikern. "Letztlich handelt es sich dabei um eine Art Schneeballsystem, bei dem einige wenige Menschen hohe Gewinne zulasten derjenigen verdienen, die später am Kryptomarkt einsteigen", sagte der DIW-Präsident dem Magazin "Spiegel".
Dementsprechend kritisiert Fratzscher Versuche der Krypto-Lobby, die sich in den USA und Europa für eine laxere Regulierung einsetzt. "Das ist ein gefährlicher Irrweg", so der Ökonom. Würden Kryptowährungen enger mit dem etablierten Finanzsystem verknüpft, drohten Ansteckungseffekte zwischen Banken und anderen Finanzfirmen.
Trump denkt über eine staatliche Bitcoin-Reserve nach
Erste Fälle gab es bereits: Vor zwei Jahren musste die US-Bank Silvergate Capital ihr Geschäft einstellen – eine Folge der Pleite der Kryptobörse FTX im Jahr davor. Seinerzeit warnten die amerikanischen Aufsichtsbehörden die Banken noch ausdrücklich vor den Risiken aus Geschäften mit Kryptowährungen.
Mittlerweile hat sich der Wind aber gedreht: Kurz nach seinem Amtsantritt unterzeichnete US-Präsident Donald Trump eine Exekutiv-Anordnung, um neue rechtliche Rahmenbedingungen für die Krypto-Branche zu schaffen. Geprüft wird nun unter anderem, ob ein staatlicher Bestand an digitalen Vermögenswerten geschaffen werden sollte. "Wir brauchen keine kryptofreundliche, sondern eine wirksame Regulierung", betont Fratzscher im "Spiegel". "Sonst könnten Kryptowährungen zum Auslöser der nächsten Finanzkrise werden." (bm)